Für viele gehört er genau so zu Ostern wie das Amen in der Kirche: der Lindt-Schoggihase. In goldene Folie gewickelt und mit rotem Band inklusive Glöckchen glänzt der Hase jedes Jahr in voller Pracht. Doch diesem Hasen könnte es schon bald an den Kragen gehen. Zumindest, falls eine Regulierung der EU in Kraft tritt.
Denn die EU hat dem Verpackungsabfall den Kampf angesagt und plant eine ganze Reihe von Massnahmen, wie es in einem Bericht der «NZZ» heisst. Das Wort «Verbot» wird dabei grosszügig verwendet. Eine im November des vergangenen Jahres von der EU-Kommission angestossene Revision der Verpackungsordnung wollte beispielsweise die Verwendung von Zuckersäcklein in Restaurants für Kaffeetrinker verbieten.
Verpackungsindustrie lobbyierte vehement
Einzeln verpackten Portionen, beispielsweise Ketchup, Saucen und Kaffeerahm drohte das gleiche Schicksal. Auch Einwegverpackungen von Fast-Food-Ketten, die für den Konsum vor Ort bestimmt sind, sollten weg. Plastikverpackungen im Detailhandel für Früchte und Gemüse sind der EU ein Dorn im Auge.
Das Ziel der Aktion: Der deutlichen Reduktion des jährlich produzierten Müllbergs näherzukommen. Dabei hatte die Kommission die Rechnung allerdings ohne die Verpackungsindustrie gemacht, die gar keine Freude an der Ankündigung hatte und dementsprechend aktiv dagegen lobbyierte.
Das führte dazu, dass das EU-Parlament, das in Sachen Regulierungen sonst oft nochmals einen draufsetzt, aufhorchte und auf die Bremse drückte. Denn nicht nur war die Industrie unzufrieden mit den Massnahmen, auch einige Mitgliedsländer hatten Bedenken angemeldet.
Hauptziele unverändert, aber Verbote gemildert
Frankreich beispielsweise wäre es künftig verboten gewesen, seinen Camembert-Käse in der klassischen Einwegverpackung zu verkaufen. Die Südeuropäer wiederum wollten das Verbot gegen Plastikverpackungen kippen, da diese die Haltbarkeit von Lebensmitteln verbessern.
Auch im EU-Parlament selber wollten viele lieber die Finger von den Plänen der Kommission lassen. Denn immerhin stehen im kommenden Jahr Wahlen an und mit Verboten macht man sich bei den Wählerinnen und Wählern nicht zwingend beliebt.
In der Folge wurde die Vorlage der EU-Kommission abgeschwächt. Das Hauptziel bleibt unverändert: Das Verpackungsvolumens soll um fünf Prozent bis 2030 schrumpfen, respektive um 15 Prozent bis 2040. Jedoch krebst das Parlament bei gewissen Verboten für Verpackungsarten zurück. Einzeln verpackte Portionen Ketchup, Zucker und Kaffeerahm werden also auch künftig in Restaurants zu finden sein. Auch die französischen Cambert-Produzenten dürfen aufatmen und weiterhin Holzschachteln als Verpackung verwenden.
Was passiert mit dem Lindt-Goldhasen?
Definitiv verboten werden sollen hingegen Shampoo-Fläschen in Hotels, Koffer-Schrumpffolien am Flughafen und dünne Plastiktragtaschen. Auf den Lindt-Goldhasen geht die Vorlage zwar nicht explizit ein, jedoch ist anzunehmen, dass er ebenfalls ins Visier der EU-Regulierer genommen werden dürfte. Immerhin will die EU Verpackung «minimieren», womit «überflüssige» Verpackungsteile, wie eben das Glöckchen, unzulässig sein sollen.
Weil sich Länder, die im EU-Binnenmarkt handeln, an die Regeln der EU zu halten haben, wären auch Schweizer Firmen von der neuen Regelung betroffen. Ausgenommen sind davon lediglich kleine Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern.
Offiziell in Kraft getreten ist die Vorlage noch nicht. Der Ministerrat, dem die einzelnen Fachminister der Mitgliedsstaaten angehören, muss ebenfalls noch seine Zustimmung gegen. Erst wenn es eine Einigung zwischen dem EU-Parlament und dem Ministerrat gibt, ist der Beschluss definitiv. (ced)