Darum gehts
- Erste Parlamentswahlen in Syrien nach Assads Sturz zeigen wenig Veränderung
- Frauen und Minderheiten sind im neuen Parlament kaum vertreten
- Von 140 Sitzen gingen nur sechs an Frauen, zwei an Christen
Wie hatte man doch nach dem Sturz des Diktators Baschar al-Assad (60) im Dezember 2024 auf einen Neuanfang gehofft – auf einen Neuanfang, der alle Facetten des Landes widerspiegelt. Doch bei den ersten Parlamentswahlen in Syrien zeigt sich: Es bleibt vieles beim Alten.
Bei den Wahlen gingen als Gewinner vor allem sunnitische und konservativ-sunnitische Kräfte hervor sowie Stammesführer. Frauen und Minderheiten sind kaum vertreten: Von 140 Sitzen aus 50 Wahlbezirken gingen nur sechs Sitze an Frauen, vier an die Minderheit der Alawiten und zwei Sitze an Christen.
Die sehr geringe Vertretung durch Frauen in dem Parlament spiegele nicht ihre Rolle in der syrischen Gesellschaft wider, sagte der Sprecher der Wahlkommission bei Verkündung der Ergebnisse in Damaskus. Denn in einigen Teilen des Landes hätten vergleichsweise viele Frauen sich an der Wahl beteiligt. Auch die zwei Sitze für Christen seien ein schwaches Ergebnis.
Verfahren kritisiert
Die syrische Bevölkerung hatte bei der Wahl keine direkte Gelegenheit, die Abgeordneten zu wählen. Stattdessen wurden in regionalen Gremien rund 6000 Wahlleute bestimmt, die am Sonntag dann aus ihren Reihen die Parlamentarier wählten. Das Verfahren stiess deshalb auf Kritik. Unterstützer sehen es dennoch als einen erfolgreichen Schritt im laufenden politischen Umbruch seit dem Sturz Assads im vergangenen Dezember.
Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa (42) werde Ungleichheiten bei den Ergebnissen berücksichtigen, versicherte der Sprecher der Wahlkommission. Al-Scharaa wird kommende Woche weitere 70 Mitglieder und damit ein Drittel des insgesamt 210 Sitze zählenden Parlaments selbst bestimmen. Beobachter gehen davon aus, dass dies vor allem Abgeordnete sein werden, die die Übergangsregierung in Damaskus unterstützen.