Türkische Fernsehsender sind im Rahmen von Ermittlungen wegen Betrugs, Geldwäsche und anderen Vorwürfen unter staatliche Kontrolle gestellt worden.
Ein Gericht in Istanbul habe entschieden, den Nachrichtensender Habertürk sowie Show TV unter Treuhänderschaft des staatlichen Einlagensicherungsfonds zu stellen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Insgesamt seien 121 Unternehmen der Can Holding betroffen. Die Holding ist unter anderem in den Sektoren Energie, Gesundheit, Bildung und Medien aktiv. Auch die renommierte Istanbuler Bilgi Universität und der Sender Bloomberg HT gehören zur Can Holding.
Zehn Personen seien zur Fahndung ausgeschrieben worden, darunter Führungskräfte, wie Anadolu weiter berichtete. Die Staatsanwaltschaft in Istanbul habe Ermittlungen wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung, Schmuggel, Betrug und Geldwäsche eingeleitet.
Der Sender Habertürk ist liberalkonservativ ausgerichtet. Ob das Vorgehen gegen den Sender einen politischen Hintergrund hat, war zunächst unklar. Das Programm lief derweil uneingeschränkt weiter.
Mehr als 90 Prozent der Medien stehen in der Türkei direkt oder indirekt unter dem Einfluss der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Medienhäuser gehören in der Regel zu grossen Holdings, die noch in anderen Sektoren wie etwa der Energiewirtschaft aktiv und daher abhängig von staatlichen Aufträgen sind. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt die Türkei auf Platz 158 von 180.