Er will koreanisches Friedensprojekt zerstören und die Welt neidisch machen
Kim Jong Un plant luxuriöses Ferienresort

Ein Feriendorf, das Südkorea und Nordkorea als Friedensprojekt gemeinsam gebaut hatten, soll schon wieder dem Erdboden gleichgemacht werden. Diktator Kim Jong Un will dafür ein modernes All-Inclusive-Resort bauen.
Publiziert: 23.12.2020 um 16:23 Uhr
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Im vergangenen Jahr gab Kim Jong Un den Befehl, die Ferienanlage Mount Kumgang abzureissen.
Foto: AFP

Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un (36) will in den Luxus-Tourismus einsteigen. Am Mount Kumgang (1638 Meter) plant er ein Ferienresort, das «die ganze Welt neidisch macht».

Zu stehen kommen soll die Luxus-Anlage an der Stelle, wo Nordkorea mit Südkorea Ende der 1990er Jahre eine Feriensiedlung gebaut hatten. Dieses Dorf sollte zum Paradebeispiel für die wirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Korea werden und Hunderttausende Südkoreaner anlocken.

Eine «schäbige» Anlage

Südkoreanische Unternehmen, vor allem Hyundai, investierten mehr als eine Milliarde Dollar in das Projekt. Das Feriendorf wurde aber 2008 geschlossen, nachdem ein nordkoreanischer Soldat eine 53-jährige südkoreanische Touristin erschossen hatte, die vom erlaubten Weg abgewichen war.

Kim bezeichnet die gemütliche Anlage von damals heute verächtlich als «schäbig». Die Gebäude sähen aus wie «behelfsmässige Zelte in einem Katastrophengebiet».

Um sein extravagantes Projekt zu realisieren, ordnete er vor einem Jahr an, die noch relativ neue Anlage dem Erdboden gleichzumachen. Zum Abriss kam es wegen der Corona-Pandemie bisher aber nicht.

Kim entsendete nun seinen Regierungschef Kim Tok Hun (59) in die Region. Dieser unterstrich die «Notwendigkeit», die Touristenanlage «nach unserer Art» neu anzulegen. Er kündigte den Bau eines Golfplatzes an. Aus der alten Anlage werde ein «modernes und internationales All-Inclusive-Touristenresort». Konkrete Pläne wurden aber noch keine veröffentlicht.

Kim macht Druck auf Südkorea

Doch geht es Kim Jong Un wirklich um Besucher aus dem Ausland? Leif-Eric Easley, Professor an der Ewha-Universität in Seoul, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, der Zeitpunkt von Pjöngjangs Verlautbarung zur Anlage habe weniger mit Tourismus zu tun, es gehe vielmehr um Politik. «Indem Nordkorea Seouls Hoffnungen auf ein Gemeinschaftsprojekt aufs Spiel setzt», übe das Regime Druck aus. Letztendlich wolle Kim nur einen Weg finden, finanzielle Leistungen aus Südkorea zu bekommen, so der Professor.

Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea sind nach einem hoffnungsvollen Vermittlungsversuch von US-Präsident Donald Trump (74) vor eineinhalb Jahren wieder auf frostiges Niveau abgekühlt. Im Juni liess Kim Jong Un das gemeinsame Verbindungsbüro an der Grenze provokativ in die Luft sprengen. (gf)

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