Premierminister Manuel Valls überreichte gestern Abend bei einer feierlichen Zeremonie in Paris einen französischen Pass an den 24-jährigen Supermarkt-Angestellten, der während der blutigen Geiselnahme durch einen muslimischen Fanatiker Kunden versteckt hatte. Valls wünschte Lassana Bathily, dass er bald wieder ein «normales Leben» führen könne.
Innenminister Bernard Cazeneuve würdigte den Mut und die Bescheidenheit des 24-Jährigen, der vor acht Jahren nach Frankreich gekommen war. Bathily habe «sich in dramatischen Umständen als mutiger Bürger» erwiesen. Er sei zudem «ein Symbol eines friedfertigen und toleranten Islam» geworden. Bathily zeigte sich «sehr stolz und tief bewegt».
Auch nach dem Attentat geholfen
Der Malier hatte beim Angriff von Amédy Coulibaly auf den jüdischen Supermarkt «Hyper Cacher» im Osten von Paris am 9. Januar Kunden in einem Kühl- und einem Tiefkühlraum im Untergeschoss versteckt. Später flüchtete der junge Malier aus dem Supermarkt.
Polizisten nahmen den 24-Jährigen zunächst fest - sie wollten sichergehen, dass er kein Komplize des Geiselnehmers war. Dann half Bathily den Einsatzkräften der Polizei, sich ein Bild von der Lage im Inneren des Geschäfts zu machen. Bei der Erstürmung des Supermarktes wurde Attentäter Coulibaly, der zuvor vier Menschen getötet hatte, von der Polizei erschossen.
«Ich habe keine Juden versteckt, ich habe Menschen versteckt»
Bathily arbeitete seit vier Jahren in dem koscheren Geschäft, im Juli 2014 stellte er einen Antrag auf die französische Staatsbürgerschaft. Nach der Heldentat des jungen Mannes ordnete das Innenministerium an, den Antrag im Eilverfahren zu behandeln. Zuvor hatten Frankreichs Staatschef François Hollande und der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu dem jungen Mann für seinen Einsatz gedankt.
Bathily hat wiederholt betont, dass Religion für ihn bei der Rettungsaktion keine Rolle gespielt habe. Der Nachrichtenagentur AFP sagte er vergangene Woche: «Ich habe keine Juden versteckt, ich habe Menschen versteckt.» (SDA)