Eltern sollen aufpassen
«Mit dem Dschihad ist es wie mit Internetpornos»

Die Dschihadisten vom Islamischen Staat (IS) werben im Netz um Nachwuchs. Darum sollten sich Eltern dafür interessieren, was ihre Kinder online treiben, sagt ein Experte.
Publiziert: 20.01.2015 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:27 Uhr
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Der Dschihadismus kann für jugendliche in schwierigen Situationen eine reizvolle Alternative sein, warnt Experte Benjamin Ducol.
Foto: Getty Images

Hunderte Europäer sind in den letzten Jahren als IS-Kämpfer nach Syrien oder in den Irak gereist, um dort in den Dschihad zu ziehen. Darunter sind auch Jugendliche, zum Teil rekrutiert übers Internet.

Bei Beratungsstellen in Bern und Basel können sich Eltern melden, die fürchten, ihre Kinder könnten sich radikalisiert haben. «Sie sind in der Regel aufgrund von plötzlichen Veränderungen im Verhalten und im Aussehen ihrer Kinder besorgt», sagt Ester Meier vom Amt für Erwachsenen- und Kindesschutz in Bern zu «Le Matin». Drei solcher Fälle hatte die Berner Beratungsstelle seit November zu behandeln.

Aber was können Eltern tun, um ihre Kinder im Netz vor Islamisten zu schützen? «Die Kontrolle ist schwierig», sagt Benjamin Ducol, der an der kanadischen Laval-Uni den Dschihadismus im Internet erforscht.

«Radikalisierung ist ohne Kontrolle einfacher»

«Das Problem ist vergleichbar mit Internetpornos», sagt Ducol. «Wie wollen Eltern sicherstellen, dass ihre Kinder auf keinen Fall mit solchen Inhalten in Kontakt kommen?» Das Wichtigste: «Dass Eltern und Familien sich damit auseinandersetzen, was online passiert. Im Prinzip ist Dschihadismus im Netz ein ähnliches Phänomen wie Cyberbullying, Online-Gewaltdarstellungen oder eben Internetpornographie. Radikalisierung ist einfacher, wenn die Familie keine Kontrolle über das Kind ausübt.»

Das Internet mag ein wichtiger Ort für die Rekrutierung sein, ist aber längst nicht der einzige Faktor. «Dschihadismus ist für Jugendliche als Gegenkultur attraktiv, die Schwierigkeiten haben und sich nicht verstanden fühlen. Er gibt ihnen einen Platz in der Welt. Dafür sind viele empfänglich», sagt Ducol. Viele westliche Dschihadisten seien in Momenten der Schwäche zu Islamisten geworden.

Viele würden über bereits in der Szene verkehrende Freunde oder über einen Prediger erst auf dschihadistische Inhalte im Netz aufmerksam. «Wir müssen genauso aufpassen, was in der realen Welt passiert.» (eg)

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