Eines der berühmtesten Fotos der Welt birgt noch Geheimnisse
USA feierten falschen Helden

Es ist wohl das berühmteste Foto aus dem Zweiten Weltkrieg: «Raising the Flag on Iwo Jima» von Joe Rosenthal. Jetzt haben Historiker herausgefunden: Einer der Soldaten auf dem Bild war ein ganz anderer.
Publiziert: 04.07.2016 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 10:35 Uhr
Am 23. Februar 1945 machte Fotograf Joe Rosenthal  das weltberühmte Foto «Raising the Flag on Iwo Jima». Unter den sechs Soldaten war auch Private First Class Harold Schultz. Doch sein Name gab das US Marine Corps erst diesen Donnerstag bekannt.
Foto: Joe Rosenthal
Matthias Halbeis

Es war eine der blutigsten Schlachten im Zweiten Weltkrieg: Der Kampf um die Vulkaninsel Iwo Jima, 1200 Kilometer südlich von Tokio. Sie hatte sowohl für die USA als auch für Japan im Pazifikkrieg eine enorme strategische Bedeutung. Dies, weil das Rollfeld auf der Insel die Stationierung von Jagdflugzeugen zuliess. Und solche brauchte die US-Luftwaffe, um Bombenangriffe auf das japanische Mutterland zu fliegen. 

Nach 50-stündigen Bombardement landeten am 19. Februar 1945 US-Truppen auf der Insel. Was danach folgte, war ein Gemetzel. Am Ende zählte man laut dem Historiker Samuel E. Morison auf amerikanischer Seite 6825 Tote und 27'909 Verwundete. Von der japanischen Besatzung, die um keinen Preis aufgeben wollte, überlebten lediglich 216 Soldaten, 20'703 Japaner wurden als gefallen registriert.

Ende Juni musste das US-Marine Korps eine peinliche Verwechslung zugeben: Auf dem Bild, das die Erinnerung an die Schlacht um Iwo Jima bis heute wach hält, wurde 71 Jahre lang ein Soldat falsch identifiziert. Und ein anderer als Held gefeiert.

Am 23. Februar 1945 schoss Fotograf Joe Rosenthal von der Associated Press das weltberühmte Foto «Raising the Flag on Iwo Jima». Darauf sieht man, wie sechs Soldaten eine US-Flagge hissten. Die Kämpfe auf der Insel waren noch im vollem Gang und drei der Soldaten wurden bei Kampfhandlungen in den Folgetagen getötet.

Dumm nur, dass man bei den Marines die Namen von zwei Soldatengruppen durcheinander brachte. Das Bild von Rosenthal zeigt nämlich die Aktion, bei der eine schon wehende Flagge durch eine grössere ersetzt wurde. Erstere war am gleichen Tag gehisst worden. Beim ursprünglichen Akt war der Fotograf noch gar nicht dabei. Wohl darum gerieten die Namen der Beteiligten durcheinander.

Gemäss der «Marine Corps Times» haben intensive Recherchen von Historikern nun ergeben, das bei den Identitäten der Männer auf dem Bild von Rosenthal ein Fehler vorliegt. Auf dem Foto gibt es einen Mann, der bisher niemals genannt wurde: Private First Class Harold Schultz. Er starb 1995, ohne dass er jemals über seine Rolle auf Iwo Jima erzählt hätte.

Private First Class Harold Schultz.
Foto: AP

Charles Neimeyer, ein Historiker des Marine Corps und Mitglied in der Expertenrunde, kann das nicht begreifen. Er fragt sich: «Warum hat er nie irgendetwas zu irgendjemandem gesagt?» Das bleibe jetzt das eigentliche Rätsel. Schultz habe das Geheimnis um das Foto mit ins Grab genommen, so Neimeyer.

Die Expertengruppe kommt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Schluss, dass Schultz auf dem Foto war und nicht John Bradley, ein anderer Marinesoldat. Dieser war bei der ersten Flaggen-Hiss-Aktion dabei.

Schultz, der für seinen Einsatz auf Iwo Jima eine Purple-Heart-Tapferkeitsmedaille erhielt, wusste gemäss den Experten wohl, dass er auf dem Bild war. Aus irgendeinem Grund entschied er sich aber, zu schweigen. 

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