Ein Toter bei «Zorb»-Unfall
Jetzt spricht der Überlebende

Bei einem fürchterlichen Zorbing-Unfall kommt ein Familienvater ums Leben. Der andere Mann im Kunststoff-Ball erzählt jetzt zum ersten Mal vom Horror in der Kugel.
Publiziert: 01.02.2013 um 12:02 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:36 Uhr

Das Video geht um die Welt: Zwei Männer steigen fröhlich in einen PVC-Ball, einen «Zorb», und lassen sich den Berg hinunterrollen. Der Ball verlässt aber seine vorgesehene Bahn und stürzt den steilen Hang hinunter. Denis Burakow (27) stirbt, Wladimir Scherbow (33) überlebt. 

Jetzt spricht Scherbow mit «The Sun» über den Moment, als den Männern klar wurde, dass etwas schrecklich schief läuft. «Wir wurden gegen die Wände gedrückt und wir konnten nicht sprechen, drehten uns schneller und schneller.» Sie hätten versucht, Augenkontakt zu halten. «Unsere Blicke waren angsterfüllt, aber wir schrien nicht.»

Das Abenteuer startet mit einem Ausflug mit Freunden in die Berge im Kaukasus. Sieben Personen umfasst ihre Gruppe, darunter auch die Freundin von Denis. Auch der kleine Sohn von Wladimir kommt mit.

Vom Bergrestaurant sehen sie, wie die Anbieter mit dem «Zorb» die Piste hinunterrollen und wollen den Spass auch ausprobieren. Scherbow: «Wir dachten, die Anbieter verstehen etwas davon, es sah sicher aus.» Wenn man in einen Bus gehe, frage man den Chauffeur schliesslich auch nicht, ob er einen Führerausweis habe.

Erste Kunden des Tages

Sie wissen nicht, dass sie die ersten Kunden an diesem Tag sind, die das Angebot nutzen. Scherbow hat ein ungutes Gefühl, als er und Burakow einsteigen, doch sein Freund überredet ihn schliesslich doch noch. «Er machte mir klar, dass er ohne mich nicht gehen würde.»

Burakow ruft seine Verlobte Katia (25) an, damit sie vom Restaurant aus zusehen kann. Sie muss mitansehen, wie ihr Liebster ins Verderben rollt.

Im Innern des Balles wird den beiden Insassen die schreckliche Situation klar, als der Ball seine Richtung ändert und immer schneller wird. Denis Burakow sagt zu Wladimir Scherbow: «Etwas läuft hier schief.»

Scherbow: «Ich sagte zu ihm: ‹Keine Sorge, wir werden bald stoppen›, aber Denis wurde immer nervöser.» Knapp eine Minute nach dem Start rollt der Ball über die Felsen in Richtung Tal. «Es war, als würden wir in einer Waschmaschine stecken», sagt Scherbow. «Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.»

Gurte reissen

Als der Ball schneller wird und immer stärker auf dem Boden aufschlägt, verliert Scherbow das Bewusstsein. Die Gurte, mit denen die Männer im Innern befestigt sind, reissen. «Wir müssen gegeneinander geschlagen sein, denn Denis' Augenbraue war aufgeplatzt und wir hatten zerschlagene Gesichter.»

Als der Ball schliesslich stoppt, werden die Männer aus dem Gerät geschleudert. Burakows Rücken ist gebrochen. Scherbow trug als Snowboarder seinen Rückenschutz – das rettete ihm wohl das Leben. Er kommt mit einer Gehirnerschütterung und Prellungen davon.

«Ich öffnete meine Augen und und sah den Zorb und den Schnee. Das Atmen bereitete mir Schmerzen, Blut kam aus meinem Mund.» Er hört Denis schreien. Als die Retter ankommen, sagt Scherbow zu ihm: «Halte durch, halte durch.»

Doch Burakow stirbt auf dem Weg ins Spital. Scherbow ist untröstlich: «Ich kann es nicht wahrhaben, dass er nicht mehr da ist.» (num)

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