Es war ein Entscheid aus heiterem Himmel – und einer mit enormer politischer Sprengkraft: Vor knapp einem Monat feuerte US-Präsident Donald Trump (70) den FBI-Chef James Comey (56). Das FBI führte unter Comeys Leitung die Ermittlungen wegen möglicher Russland-Kontakte des Trump-Teams während der US-Wahlen (BLICK berichtete). Trump stritt erst ab, den Entscheid in diesem Zusammenhang gefällt zu haben. Später räumte er das Gegenteil ein.
Nun steht Comeys Nachfolger fest: Der Jurist und frühere Mitarbeiter des US-Justizministeriums, Christopher Wray, wird seine Nachfolge antreten. Die frohe Botschaft verkündete Präsident Trump – wie sollte es anders sein – via Twitter: «Wray, ein Mann mit tadellosen Referenzen, wird neuer FBI-Direktor.»
Der neue Chef muss zunächst noch vom Senat mit einer einfachen Mehrheit bestätigt werden, bevor er sein Amt antreten kann.
Doch wer ist der neue FBI-Boss?
Koordinator von Anti-Terrorismus-Massnahmen
Wray studierte Recht an der renommierten Elite-Uni Yale und schloss dort 1992 ab. Zurzeit arbeitet er in der Privatwirtschaft als Anwalt in der Rechtsfirma King & Spalding in Washington D. C.
Doch er war schon früher für die US-Regierung tätig: Im Justizministerium war Wray während der Amtszeit von George W. Bush (2001–2009) unter anderem für die Koordination von Anti-Terrorismus-Massnahmen nach den Anschlägen des 11. September 2001 mitverantwortlich.
Zwischen 2003 und 2005 war er Chef der Kriminalabteilung des US-Justizministeriums, wo er sich mit Betrugsfällen in der Privatwirtschaft herumschlug. Während seiner Zeit im US-Justizministerium arbeitete Wray eng mit dem FBI zusammen.
Zudem war er in den vergangenen Jahren auch als Anwalt des Gouverneurs des Bundesstaats New Jersey, Chris Christie, tätig. Christie war während des Wahlkampfs ein enger Verbündeter Trumps.
Glaubwürdigkeit herstellen
Laut «New York Times» könnte Wrays Wahl ein Versuch Trumps sein, dessen Glaubwürdigkeit wiederherzustellen: Christopher Wray ist in FBI-Kreisen ein angesehener Mann. Vor allem auch wegen seiner Erfahrung im Strafvollzug und im US-Justizministerium.
Zudem könnte Wrays Wahl die Ängste diverser FBI-Agenten zerstreuen. Laut «New York Times» fürchteten diese nämlich, dass Trump nach den vergangenen Vorfällen den Einfluss des FBI schwächen würde.
Die heutige Ankündigung könnte gemäss CNN aber auch ein Versuch sein, von der Anhörung des ehemaligen FBI-Chefs Comey abzulenken. Diese findet morgen Nachmittag (Schweizer Zeit) vor dem US-Senat statt. Die Aussage unter Eid wird in den USA mit grösster Spannung erwartet. (maz)