Er ist einer der wenigen Ausländer, die im Khao-Sok-Nationalpark als Führer arbeiteten.
Und Urs Meier weiss: Dass eine vierköpfige Bieler Familie, ein Brite und ein 10-jähriger deutscher Junge in einer Höhle ertranken – das ist ein Unglück, das schon lange drohte.
Denn, so Meier: «Meine Erfahrung ist: Wenn ein Tourist fragt, ob eine Höhle gefährlich sei – dann kriegt er zur Antwort: ‹No problem, no danger!›»
Seit 2000 geht Urs Meier jedes Jahr in Khao Sok in die Ferien. Immer drei Wochen. 2005 bleibt er dann drei Monate. Und von Januar bis November 2006 arbeitet er gleich selber als Fremdenführer.
«Ich kenne mich aus in vier wichtigen Höhlen – darunter auch der Nam-Talu-Höhle», erzählt er. «Gut zehn Mal führte ich Reisegruppen hindurch.»
Die Nam-Talu-Höhle – wo am Samstag sieben Touristen und zwei Führer von Regenfluten überrascht werden. Acht ertrinken. Nur eine, die Britin Helena Carroll (21), kann sich retten.
Die Behörden machen die beiden Führer Kitisak Pratum (30) und Sahatchai Boonkongmak (25) für das Unglück verantwortlich. Sie hätten alle Warnungen missachtet.
Meier kennt das Klima, in dem solche Fehlentscheide gedeihen.
Denn vom Tourismus hat der Park jetzt, in der Regenzeit, kaum etwas. «Dort stehen 25 Anlagen mit je 10 Bungalows», sagt Meier. «Aber pro Tag sind derzeit kaum fünf Touristen auf Tour.»
Meier weiss: Wenn jetzt ein Tourist nach einer Höhlenführung fragt, drücken seine Thai-Kollegen gern ein Auge zu. «In der Nebensaison müssen die oft mit 10 Franken pro Woche durchkommen», so Meier. «Da sagt man nicht gern nein.»
Vor 40 Jahren sei das Gebiet kaum bewohnt gewesen, «nur von ein paar Jägern und Rebellen.» Dann kamen die Höhlenfans aus dem Westen – und eine neue Einnahmequelle.
«Einige Rebellen wurden Führer. Die kennen die Höhlen wie ihre Westentasche.» Andere, so Meier, kamen auf der Suche nach leichtverdientem Geld.
Führer Kitisak Pratum (30) stammte aus einer richtigen Führer-Dynastie. «Er war Chef der örtlichen Hackordnung.» Wer dort arbeiten will, muss sich mit der Familie gut stellen.
War er leichtsinnig? «Sagen wir mal, er war nicht der erfahrenste Führer, trotz seines Status.»
Nam Talu ist nicht der erste Unfall. «Vor etwa drei Jahren gab es auch Tote. Aber immer wurde danach geschwiegen», sagt Urs Meier. «Wer die beteiligten Führer waren – darüber sprach man nicht mehr.»