Diplomaten raten ihm von Nazi-Vergleichen ab
Erdogan plötzlich nett zu Europa

Diplomaten haben dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geraten, keine Nazi-Vergleiche mehr anzustellen. Der Grund: Das Referendum am 16. April.
Publiziert: 23.03.2017 um 19:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:00 Uhr
Muss sich jetzt zügeln: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan soll keine Nazi-Vergleiche mehr machen.
Foto: Reuters

Immer wieder hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (63) mit Nazi-Vergleichen um sich geworfen. «Wenn sie könnten, würden sie wieder Gaskammern einrichten.» Wer genau mit «sie» gemeint war, liess Erdogan offen. Mit solchen Sätzen soll aber sowieso jetzt Schluss sein! In seiner letzten Rede verzichtete Erdogan ganz auf Nazi-Sprüche.

Angst um Stimmen

Diplomaten haben dem türkischen Präsidenten nämlich von Nazi-Vergleichen abgeraten. Das geht aus Recherchen der Zeitung «Bild» hervor. Denn seine Sprüche seien schlecht für das wichtige Referendum am 16. April. Mit diesem will Erdogan ein Präsidialsystem einführen, das ihm noch mehr Macht verleihen würde.

Türken, die im Ausland wohnen, dürfen zwar an Wahlen teilnehmen, allerdings braucht es dazu auch immer die Zustimmung des entsprechendes Landes. Das bedeutet, dass Länder wie die Schweiz, Österreich oder Deutschland die Abstimmung genehmigen müssen.

Deutschland ist sauer

Und Erdogan hat sich in Deutschland mit Nazi-Sprüchen und Nazi-Vergleichen nicht gerade beliebt gemacht. Erst gestern sagte der neue deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Antrittsrede an Erdogan gerichtet: «Beenden Sie diese unsäglichen Nazi-Vergleiche!»

Sollte Deutschland tatsächlich den Türken die Wahlgenehmigung entziehen, müsste Erdogan auf wichtige Stimmen verzichten. Denn viele der 1,4 Millionen Türken in Deutschland sind Anhänger von Erdogan. In der Schweiz leben dagegen nur knapp 120'000 Türken.

Dieses Risiko soll der türkische Präsident auf keinen Fall eingehen. In Zukunft wird also Erdogan auf Nazi-Vergleiche verzichten – zumindest bis zum Referendum am 16. April. (jmh)

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