Folter, Drogenhandel und Erpressung. Schwere Straftaten, gegen die ein Polizist ermitteln sollte. Doch jetzt klickten auf der Polizeistation Piacenza (I) die Handschellen – bei den Polizisten selbst! Die Carabinieri sollen Verbrechen begangen haben. Die Polizeidienstelle wurde geschlossen, sechs Beamte verhaftet, vier weitere stehen unter Hausarrest. Unter ihnen auch die beiden höchsten Vorgesetzten.
Ein Unteroffizier (37) soll der Boss der Bande gewesen sein. Er protzte mit teuren Autos und Motorrädern sowie einer Villa samt Pool. Drei Jahre lang war das offenbar nicht verdächtig. Die kriminellen Polizisten teilten sogar Partybilder mit Notenbündeln und Champagner in der Hand in den sozialen Netzwerken.
Das System der kriminellen Gesetzeshüter
Dann kam man ihnen auf die Schliche. Über Monate wurden die Handys der Polizisten abgehört. Neben Protz-Bildern wurden Fotos von blutenden Gefolterten gefunden. Zudem soll es belastende Audioaufnahmen geben.
Das System der kriminellen Polizeibande war simpel: Wenn sie Drogendealer festnahmen, beschlagnahmten sie die Rauschmittel und verkauften die konfiszierte Ware selbst. Dann folterten die Gesetzeshüter die Drogendealer, um deren Verstecke ausfindig zu machen – und diese zu plündern.
Auch die Corona-Krise haben die Polizisten ausgenutzt. Sie stellten Passierscheine für Drogendealer aus. Damit sie weiterhin mit Nachschub versorgt waren, den sie verkaufen konnten. «Nichts auf dieser Wache war legal», sagt die ermittelnde Staatsanwältin Grazia Pradella. (euc)