Tag für Tag kommen Tausende Flüchtlinge in Griechenland an. Sie wollen nach Mitteleuropa, doch der nördliche Nachbar Mazedonien lässt kaum mehr Menschen über die Grenze. Griechenland ist hoffnungslos überfordert – und droht zum Auffangbecken des Elends zu werden.
Wie viele Flüchtlinge sitzen in Griechenland fest?
Gemäss der griechischen Regierung sind es rund 30'000 – davon 7000 in Idomeni am Grenzübergang zu Mazedonien. Die Regierung rechnet damit, dass in den nächsten Tagen mehr als 100'000 Menschen in Griechenland festsitzen könnten. Im Moment hat es nicht einmal Platz für 20'000.
Wie viele kommen an?
Im Hafen von Piräus im Süden Griechenlands sind es jeden Tag zwischen 1000 und 2000 Menschen – so viele gingen vor ein paar Wochen täglich über die Grenze nach Mazedonien. Jetzt lässt Mazedonien pro Tag nur noch 300 Menschen passieren.
Wie sieht die Lage an der griechisch-mazedonischen Grenze aus?
Die mazedonische Polizei bereitet sich auf neue Zusammenstösse vor, berichten Reporter in Idomeni. Es werden Wasserwerfer aufgestellt, zudem ist neu ein Militärhelikopter im Einsatz. Vom Süden treffen laufend neue Flüchtlinge ein. Am Mittag begannen sie mit lautstarken Demonstrationen und forderten, dass man sie über die Grenze lässt.
Warum tut Mazedonien das?
Weil Österreich die Grenze geschlossen hat. Mazedonien wäre sonst mit Flüchtlingen überschwemmt worden, begründet Präsident Gjorge Ivanov den Entscheid. «Immer wenn ein Land weiter nördlich seine Grenze schliesst, machen wir hier dasselbe», sagte er im Interview mit Spiegel Online.
Was will Österreich?
Die Regierung hat angekündigt, täglich nur noch 80 Asylanträge zu akzeptieren und höchstens 3200 Flüchtlinge ein- und durchreisen zu lassen. Die deutsche Kanzlerin Merkel kritisiert den Entscheid scharf: «Das ist nicht mein Europa», sagte sie in der Talkshow «Anne Will». Man könne Griechenland nicht erst mit vielen Millionen retten und jetzt «ins Chaos stürzen».
Österreich wehrt sich gegen die Kritik. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bezeichnet die Kritik der Kanzlerin als «absurd». Und Verteidigunsminister Hans Peter Doskozil sagt: Falls Merkel nichts von einer Obergrenze wissen wolle, solle sie doch die «Flüchtlinge direkt aus Griechenland nach Deutschland holen».
Wie ist die Stimmung in Griechenland?
Angespannt. Die Regierung lässt keine Journalisten und TV-Teams mehr in die Flüchtlingslager – und das auf unbestimmte Zeit. «Wir bitten um Verständnis», teilt das Innenministerium mit.
Am Wochenende haben Unbekannte zwei Brandanschläge zwei Hallen in der Kleinstadt Giannitsa verübt, in denen künftig 4000 Flüchtlinge hätten untergebracht werden sollen.
Wie geht es jetzt weiter?
Griechenland hat ein EU-Hilfspaket in Höhe von 470 Millionen Euro beantragt, um mit der Situation fertig zu werden. Der Plan sieht vor, dass 50'000 Menschen in Lagern und 50'000 in Hotels aufgenommen werden. Wie das Wall Street Journal berichtet, will die EU in den kommenden drei Jahren mehr als 700 Millionen Euro für Hilfe an der Balkanroute zur Verfügung stellen – ein grosser Teil davon soll an Griechenland fliessen.
Ist eine Lösung in Sicht?
Angela Merkel will die Flüchtlinge bereits in der Türkei daran hindern, in ein Boot zu steigen. Sie sollen direkt nach Europa gebracht und auf die EU-Länder verteilt werden. Ob sich die Staaten jedoch einigen können, ist unklar.