Darum gehts
- 196 isolierte Stämme weltweit sind bedroht durch den Kontakt mit der Aussenwelt
- Sentinelesen greifen Aussenstehende an, ein US-Tourist wollte ihnen Cola bringen
- In zehn Jahren könnte die Hälfte der isolierten Stämme ausgerottet sein
Bewaffnet mit Pfeil und Bogen schleichen sie durchs Dickicht im Amazonasregenwald oder pirschen durchs Unterholz auf einer Insel im Indischen Ozean. Insgesamt 196 indigene Stämme auf der Welt leben in Isolation. Sie haben also wenig bis gar keinen Kontakt zur Aussenwelt.
In einer zunehmend globalisierten Welt wird es für diese Stämme aber immer schwieriger, in Ruhe gelassen zu werden. Immer häufiger tauchen andere Menschen in ihren Gebieten auf, etwa Missionare, Drogengangs oder auch Social-Media-Influencer.
Bedroht von der Aussenwelt
Die Organisation Survival International, die sich für die Rechte indigener Personen einsetzt, prognostiziert Schlimmes: In zehn Jahren könnte die Hälfte der isolierten Stämme ausgestorben sein!
Grund sei unter anderem der Kontakt zu aussenstehenden Personen. Diese schleppen oft neue Krankheiten in die isolierten Gemeinschaften ein, gegen die das Immunsystem der Stammesmitglieder nichts ausrichten kann. Auch würde die Zerstörung der Regenwälder die Lebensgrundlage vieler Stämme vernichten, berichtet NBC News.
Ein weiteres Problem sei der gross angelegte Abbau von Ressourcen. Das bedroht beispielsweise die Existenz des Hongana-Manyawa-Stammes auf der indonesischen Insel Halmahera. Dort wird Nickel abgebaut, der zum Beispiel in Batterien zum Einsatz kommt.
Blick zeigt weitere isolierte Gemeinschaften, die vom Aussterben bedroht sind.
Erste Fotos der «Massacos»
Im Dezember 2024 konnten automatische Kameras zum ersten Mal Fotos eines indigenen Stammes schiessen, der an der Grenze zwischen Brasilien und Bolivien lebt. Der Name «Massaco» kommt von einem Fluss, der durch ihr Gebiet fliesst. Wie sich der Stamm selbst nennt, ist nicht bekannt.
Wie die Mehrheit der isolierten Stämme leben die «Massacos» im Amazonasgebiet. Die Fotos zeigen nackte Menschen im Regenwald, die mit Pfeil und Bogen bewaffnet auf der Jagd sind. Bis zu 250 Menschen sollen laut Schätzungen der brasilianischen Regierung Teil der Gemeinschaft sein.
Erster Kontakt zur Aussenwelt
Die Bewohner der brasilianischen Flussgemeinde Bela Rosa staunten nicht schlecht, als im letzten Februar plötzlich ein Indigener in ihrem Dorf auftauchte. Der Mann ist Teil eines isolierten Stammes, der in der Region Mamoriá Grande ganz im Westen Brasiliens lebt.
Der Indigene war lediglich mit einem kleinen Lendenschurz bekleidet und barfuss unterwegs. Aufnahmen zeigen ihn ruhig und scheinbar bei guter Gesundheit, während er Holz trägt. Einheimische vermuten, dass er nach Feuer fragte.
Die brasilianischen Behörden brachten den verirrten Indigenen in eine Einrichtung. Ein Team von Gesundheitsexperten wurde entsandt, um zu prüfen, ob der junge Mann Krankheiten ausgesetzt war, gegen die isolierte Stämme keine Immunität besitzen.
Sentinelesen hassen Unbekannte
Schlagzeilen macht auch immer wieder der isolierte Stamm der Sentinelesen, der auf North Sentinel Island im Indischen Ozean lebt. Die Indigenen können Aussenstehende nicht leiden und greifen etwa Helikopter, die über ihre Insel fliegen, mit Speeren und Pfeilen an.
Im April wurde ein US-amerikanischer Tourist von den indischen Behörden festgenommen. Er wollte den Sentinelesen eine Diät-Cola und eine Kokosnuss vorbeibringen. Indien hat um North Sentinel Island einen Sicherheitsabstand von fünf Kilometern eingerichtet.