Es ist ein Skandal sondergleichen, der einer jungen Frau das Leben gekostet hat und das Chaos in der europäischen Flüchtlingspolitik aufzeigt.
In Freiburg (D) ist Anfang Dezember Hussein K. festgenommen worden. Er wird dringend verdächtigt, im Oktober die 19-jährige Studentin Maria L. vergewaltigt und ermordet zu haben. Beim Täter handelt es sich um einen angeblich 17-jährigen afghanischen Flüchtling, der 2015 unbegleitet nach Deutschland gereist war.
Eine griechische Verteidigerin erkannte den Täter nach dessen Verhaftung anhand von Fotos seiner Tattoos. Sie machte die Behörden darauf aufmerksam, dass der Mann bereits in Griechenland straffällig geworden war. Fingerabdrücke bestätigen nun den Zusammenhang, wie der «Spiegel» schreibt.
Der Migrant hatte vor über zwei Jahren auf der griechischen Insel Korfu eine Griechin beraubt und eine Steilküste hinuntergestossen. Die Frau überlebte, wurde aber schwer verletzt.
Hussein K., der sich in Griechenland als 20-jähriger Iraner ausgegeben hatte, kassierte für das schwere Verbrechen eine Strafe von zehn Jahren Haft.
Skandal 1: Die Griechen zogen das Urteil nicht durch und liessen den Mann schon im Oktober 2015 wieder laufen. Möglicher Grund ist ein neues Gesetz, das jugendliche Straftäter bei guter Führung schon nach einem halben Jahr begnadigen kann. Damit wollen die Griechen ihre Gefängnisse entlasten.
Einzige Bedingung für den Verurteilten war: Er sollte sich einmal pro Monat bei der Polizei melden. Das war ein Freipass für den jungen Migranten. Er foutierte sich um die Auflagen und reiste nach Deutschland, wo er im November 2015 Asyl beantragte.
Skandal 2: Der Abgleich mit internationalen Datenbanken ergaben in Deutschland keine Ergebnisse. Die Behörden leiteten lediglich wegen unerlaubter Einreise routinemässig ein Ermittlungsverfahren ein.
Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière hat am Donnerstag das Verhalten der griechischen Behörden scharf kritisiert. Er sprach von einem «sehr ärgerlichen Vorgang».
Den Griechen ist der Fall äusserst peinlich. Athen hat angekündigt, den Fall zu untersuchen und eine Erklärung abzugeben.
Der jungen Maria L., die in Freiburg Opfer von Hussein K. geworden ist, nützt dies nichts mehr. (gf)