Für die Szene war die Zusammenkunft in den süddeutschen Städten Singen und Konstanz Anfang Juni wie ein Triumph: Mehrere hundert PS-starke Fahrzeuge fuhren an jenem Samstagabend in den Ortschaften ein, überrollten sie förmlich. Ganze Strassenabschnitte wurden blockiert, Motoren heulten auf – und die Polizei konnte nur machtlos zuschauen. «Das Treffen war echt krass», berichtete ein 20-jähriger Zürcher Teilnehmer der Autoposer-Party damals gegenüber Blick.
Die deutschen Behörden sind noch immer daran, die Geschehnisse aus jener Sommernacht aufzuarbeiten. Dafür musste nun sogar Andreas Breuning, Leiter des Konstanzer Polizeireviers, vor der Politik antraben. Im Gemeinderat von Konstanz wählte er deutliche Worte zu den Vorfällen. Und für Breuning ist auch klar: Schweizer Autoposer spielten bei dem Mega-Treff der Szene eine ganz zentrale Rolle.
In der Schweiz eine Straftat, in Deutschland nur Ordnungswidrigkeit
Was in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni passiert sei, sei ein «erstmaliger und einmaliger Vorfall» gewesen, wird Breuning vom «Südkurier» zitiert. Statt der ursprünglich angenommenen 300 Teilnehmer sollen sogar 500 Personen dem Aufruf in der Szene gefolgt sein. Dabei kam es zu einem regelrechten Einfall von dieser Seite der Grenze. Breuning: «Etwa 90 bis 95 Prozent der Autos waren aus der Schweiz.»
Dass so viele Schweizer Autoposer in Städte wie Konstanz, Rottweil, Singen oder Tuttlingen ausweichen, ist kein Zufall. Denn in Deutschland haben sie für allfällige Vergehen viel laschere Strafen zu befürchten. Was in Deutschland noch als Ordnungswidrigkeit durchgehe, sei in der Schweiz schon eine Straftat, sagt Breuning.
Der Leiter des Polizeireviers in Konstanz lobt die Mittel, welche die Schweizer Polizei im Kampf gegen die Szene habe. Auch wenn Schweizer Kollegen in Deutschland Vergehen von Autoposern aus der Schweiz feststellen würden, könnten diese hierzulande belangt werden. «Das ist so richtig heftig, und das ist auch gut so», sagt Breuning weiter. Wen es in Deutschland erwischt, der würde auch in der Schweiz «nicht mehr glücklich».
Polizei will Lehren aus dem Vorfall gezogen haben
In Konstanz konnten sich die Autoposer in der Nacht Anfang Juni über zwei Stunden lang austoben. Erst dann gelang es, die Fahrzeuge der Teilnehmer aus der Stadt zu bekommen. Auch wenn es teilweise anders aufgefasst würde: Gemessen an den Kräften, die zur Verfügung gestanden hätten, sei dies ein Erfolg gewesen, meint Breuning weiter.
Die Polizei in der Region will ihre Lehren aus dem Vorfall nun aber gezogen haben. Seit Kurzem gibt es – ähnlich wie in er Schweiz – vermehrt gezielte Kontrollen in der Szene. Bussgelder sollen vereinheitlicht und angepasst werden und auch die Zusammenarbeit mit den Schweizer Kollegen soll bei dem Kampf gegen Autoposer weiter ein wichtiger Bestandteil bleiben. (cat)