In den USA macht seit dem Impeachment gegen Präsident Donald Trump (73) vor allem ein Politiker von sich reden: Jeff Van Drew (66). Er hat als Demokrat – zusammen mit einem zweiten Parteikollegen – gegen das Amtsenthebungsverfahren und somit gegen die Parteilinie gestimmt. Mehr noch: Nach der Debatte kehrte er seiner Partei den Rücken und lief zu den Republikanern über. «Ich denke, das passt besser zu mir», erklärte er seinen Schritt.
In einem TV-Interview sagte der ehemalige Zahnarzt, man müsse in erster Linie nicht ein guter Demokrat oder Republikaner sein, sondern ein guter Amerikaner. Das Impeachment spalte das Land, es sei kontraproduktiv. Van Drew: «Lassen wir doch das amerikanische Volk bei den Wahlen im November darüber entscheiden, ob es Trump im Amt behalten will oder nicht.»
Trump: «Eine grosse Ehre»
Nancy Pelosi (79), die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, reagierte verstimmt. Sie habe mit Van Drew nicht über seine Erwägungen gesprochen, sagte sie. Auf die Frage von Reportern, ob sie Ratschläge für den Abgeordneten habe, sagte sie: «Nichts. Null.» Trotz des Überläufers behalten die Demokraten in Repräsentantenhaus die Mehrheit.
Trump nannte Van Drews Parteiwechsel «eine grosse Ehre» und lud ihn ins Oval Office ein. Der republikanische Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy (54), sagte bei dem Treffen im Oval Office, dass es nicht oft vorkomme, dass ein Abgeordneter von der Mehrheit zur Minderheit wechsle. «Das ist eine grosse Sache.»
Van Drew stammt aus New Jersey, einem ehemals republikanisch dominierten Distrikt, in dem Trump sehr beliebt ist. Beobachter meinen daher, dass es dem Überläufer in erster Linie einfach darum gehe, seine eigene Haut zu retten und sich die eigene Wiederwahl zu sichern. Auf den sozialen Medien wird er daher «Verräter» und «Stiefellecker» genannt. (gf)