Der St. Pöltener Wirt Josef Otzelberger (63) hat einen seltsamen Humor. Als es im Priesterseminar seines Städtchens einen Sex-Skandal gab, servierte Otzelberger in seiner «Ötzis Hirschenstube» das «Feurige Pfarrergulasch».
Ab morgen steht St. Pölten in Niederösterreich mit einem viel schrecklicheren Sex-Skandal im Rampenlicht: dem Prozess gegen das Inzest-Monster Josef Fritzl (73). Und was lässt sich Wirt «Ötzi» dazu einfallen? Das «Fritzl-Schnitzel», natürlich. Pikant, mit Pommes, für 9 Euro.
Die Stammgäste klatschen Beifall. Aber aufs Wochenende bekam der Witzbold Post von Walter Anzböck, einem Anwalt von Fritzl. «Er droht mit einer hohen fünfstelligen Geldstrafe», klagt Otzelberger. «Weil ich mit dem Namen seines Mandanten ein Geschäft machen wolle.»
Da habe er das Angebot gleich von der Tafel gewischt – will aber jetzt selber zum Anwalt, sich das nicht gefallen lassen: «Eine Frechheit!», findet er. «Der Gastronomieverband fordert uns auf, das Interesse der Medien zu nutzen für originelle Angebote. Und nun verbietet mir der Vertreter dieses Verbrechers mein Geschäft?»
Ob sich das der Gastroverband so vorgestellt hat? Die Bewohner des benachbarten Amstetten finden das jedenfalls nicht witzig. Denn in ihrer Mitte steht Fritzls «Horrorhaus». Doch nach dem Medienrummel herrsche hier jetzt «tote Hose», sagt Günther Pramreiter (30), Bäcker und Fritzls Ex-Nachbar.
Dabei seien die Journalisten vor einem Jahr mit Koffern voller Geld aufgekreuzt: «Die Gebote für Fotos und die seiner Familie lagen bei einer Million Euro – und heute ist selbst die Polizei verschwunden.»
Jetzt fürchtet Amstetten, dass ein Jurist recht bekommt, der behauptet, dass Fritzl nach neuer Gesetzeslage in sechs Jahren wieder frei sein könnte. «Nur das nicht», so Pramreiter, «dann geht alles wieder von vorn los. Wir sind erst daran, die Fritzl-Sache zu verarbeiten.»
Das ist den St. Pöltener «Ötzi»-Gästen herzlich gleich. Sie kämpfen für ihren Wirt: «Ich gehe zur Not auch mit anderen Leuten zur Demo auf die Strasse», sagt Schnitzel-Liebhaberin Maria Berger (63): «Wir gründen eine Interessengemeinschaft: Das Fritzl-Schnitzel muss bleiben!» Wohl bekomms.