Blaue Hunde in Tschernobyl gesichtet
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Mysteriöse Fellfärbung:Blaue Hunde in Tschernobyl gesichtet

Eklige neue Theorie
Blaue Hunde in Tschernobyl wurden nicht extra umgefärbt

Als in der Sperrzone von Tschernobyl Hunde mit blauem Fell gesichtet wurden, lag die Lösung des Rätsels scheinbar nah. Es soll sich dabei um sterilisierte und markierte Tiere handeln. Eine neue Theorie revidiert dies nun. Diese ist deutlich ekliger.
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Blaue Hunde in Tschernobyl?
Foto: Jam Press

Darum gehts

  • Berichte über blaue Hunde in Tschernobyl sind falsch, erklärt ein Experte
  • Sterilisations-Theorie ebenfalls widerlegt
  • Blaue Farbe hat mit Menschen und Kot zu tun
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Berichte über blaue Hunde, die in der radioaktiv verseuchten Sperrzone um das havarierte sowjetische Atomkraftwerk Tschernobyl herumlaufen sollen, haben im Internet Aufmerksamkeit erregt. 

Als Erstes wurde vermutet, dass die blaue Färbung eine Reaktion auf die Strahlung in der Region sein könnte. Einige vermuteten sogar strahlungsbedingte Mutationen und eine Art evolutionäre Anpassung an die lokale Umgebung, hiess es.

Theorie um Sterilisation widerlegt

Der Generaldirektor des mit der Beobachtung der Zone befassten Staatsunternehmens Ecocentre, Serhij Kirjejew, präsentierte eine plausiblere Antwort auf die Frage, weshalb die Tiere blau sind. «Die Hunde wurden sterilisiert und mit Blau gekennzeichnet.» Sterilisiert werden die Tiere dem Generaldirektor zufolge, damit ihre Ausbreitung eingedämmt wird.

Nun hat sich einer der Wissenschaftler hinter dem Programm «Dogs of Chernobyl», ein Mitarbeiter des gemeinnützigen Clean Futures Fund (CFF), zu Wort gemeldet. Seinen Aussagen zufolge stimmen nämlich beide Theorien nicht.

Chemikalien aus Toi-Toi

«Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein», sagt Dr. Timothy A. Mousseau von der University of South Carolina. «Tatsächlich stammt der blaue Farbstoff höchstwahrscheinlich von einem umgekippten mobilen WC, in dessen Exkrementen sich die Hunde wälzten.» So seien Hunde nun mal. «Wie jeder Hundebesitzer weiss, fressen Hunde so ziemlich alles. Sogar Kot», sagt Mousseau.

Bei solch mobilen Toiletten, wie sie in der Schweiz als Toi Tois bekannt sind, besteht die blaue Flüssigkeit in der Regel aus Desinfektionsmittel und Geruchsbinder. Dieser basiert oft auf chemischer Basis und hat eine antibakterielle Wirkung und fördert den Abbau von Fäkalien. Der Farbstoff dient hauptsächlich dazu, die Flüssigkeit sichtbar zu machen und die hygienische Sicherheit zu demonstrieren.

Hunde nach Katastrophe zurückgelassen

Bei den Tieren handelte es sich ursprünglich um Haustiere. Die Menschen haben sie nach der Katastrophe im Kraftwerk zurückgelassen. Seit 2017 werden sie von dem Programm «Dogs of Chernobyl» betreut. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2024 haben einige Hunde der Region Mutationen entwickelt, die ihnen eine Immunität gegen Strahlung, Umweltverschmutzung und Schwermetallen verlieh.

Für tausende Jahre unbewohnbar

Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass das Gebiet noch etwa für 3000 Jahre unbewohnbar sein wird. Die Strahlenbelastung in der Sperrzone ist nach wie vor sechsmal so hoch, wie sie für Menschen zulässig wäre. 

Die Strahlenkatastrophe von Tschernobyl gilt als die schwerste in der zivilen Nutzung der Atomenergie. Im April 1986 explodierte ein Reaktor in dem damals sowjetischen Kernkraftwerk, und es mussten in einem Umkreis von etwa 30 Kilometern alle Ortschaften geräumt werden. Zehntausende Menschen wurden umgesiedelt, Tausende erlitten Strahlenschäden. 

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