Liebe ist … wenn man sich schon am Samstagmorgen darauf freut, einen anderen Menschen am nächsten Freitag wieder sehen zu können!
So hat die ehemalige Theaterlehrerin Brigitte Macron im französischen Frauenmagazin «Elle» die Anfänge ihrer Beziehung zu ihrem Schüler Emmanuel beschrieben: «Es gibt Momente im Leben, in denen muss man sich entscheiden.» Und auch zwanzig Jahre später ist sich die heute 64-Jährige ganz sicher: «Hätte ich mich damals anders entschieden, hätte ich nicht mein Leben gelebt.»
Ein paar Fragen an Monsieur und Madame
Kein Franzose würde angesichts einer solchen Liebeserklärung wohl die Nase rümpfen. Wenn es um die Liebe geht, dann gelten im Nachbarland der Schweiz Diskretion und Toleranz. Nur Madame Macrons «kleiner» Emmanuel ist vor ungefähr 100 Tagen zum Präsidenten der französischen Republik gewählt worden. Grosse Reformen hat er angekündigt. Viele alte Zöpfe will er abschneiden. Kein Wunder, dass die Franzosen schon noch ein paar Fragen an ihren Präsidenten und seine einflussreiche Frau haben.
Denn «ohne Brigitte wäre ich nicht der, der ich bin», hatte der 39-jährige Staatschef schon während des Wahlkampfs immer gesagt und sofort nach dem Wahlsieg angekündigt, seine Frau in den Rang der Première Dame der Republik erheben zu wollen.
Brigitte Macron will volle Transparenz
Im Nachhinein ärgert sich der junge Hoffnungspräsident vermutlich, dass er ohne Not in dieses protokollarische Fettnäpfchen trat: Präsidentengattinnen engagieren sich in Frankreich traditionell in vielen Bereichen. Eine offizielle Rolle samt pompösem Titel sieht das Protokoll des Élysée Palastes für sie aber nicht vor. Mehr als 300'000 Franzosen wollen inzwischen per Petition dafür sorgen, dass dies auch in Zukunft so bleibt.
Auf Titel sei sie nicht erpicht, hat Brigitte Macron gegenüber «Elle» abgewiegelt. Und eine «Transparenz-Charta» angekündigt, «damit jeder künftig sofort sehen kann, welche Mittel mir zur Verfügung gestellt werden. Was sie mit ihren drei Mitarbeitern für was ausgibt: «Das muss alles sehr, sehr klar sein.»
Sie wickelt die Franzosen gekonnt um den Finger
Und wie geht es sonst so zu beim ersten Ehepaar der Republik? Madame Macron, die Louis-Vuitton-Chef Bernard Arnault und den Balmain-Designer Olivier Rousteing zu ihren persönlichen Freunden zählt, wickelt «ihre» Franzosen gekonnt um den Finger. Manchmal habe sie bei Zeitungsartikeln schon den Eindruck, «die Geschichte eines anderen zu lesen», öffnet sie das familiäre Nähkästchen wenigstens einen Spalt breit. «Dabei ist unsere Geschichte so einfach»: Bei Brigitte und Emmanuel herrscht l’amour pur!
«Der einzige Fehler von Emmanuel ist sein Alter», bedient Madame Macron in einem Satz die typischen Clichés. Um dann sofort zu kontern, dass der Altersunterschied bei ihnen nie ein Rolle gespielt habe: «Das ist ein Witz zwischen uns.» Dass sie am Frühstückstisch mit ihren Falten und er mit seiner jugendlichen Frische sitzt, «ist bei uns einfach völlig normal.» Ja, gibt sie zu: «Meine drei Kinder habe ich mit der Wahl meines Mannes verletzt. Das wiegt schwer.» Um dann im nächsten Satz um Verständnis zu bitten. Wo die Liebe hinfällt …
«Alles hat seine Zeit»
Und zum Schluss ist Brigitte Macron, die mit ihrem Stil und ihrer Eleganz in Frankreich zur inoffiziellen Modeikone aufgestiegen ist, dann doch noch eines wichtig: Nein, auch wenn ihre Rocksäume über den Knien seien, trage sie – «im Gegensatz zu früher» – seit langem keine Miniröcke mehr. «Alles hat seine Zeit.»
Brigitte Macron ist eben doch Frankreichs Première Dame – auch ohne offiziellen Titel.