Die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin verschiebt sich in der Pubertät um zwei bis drei Stunden. Die Jugendlichen gehen aus diesem Grund später ins Bett und stehen später auf – wenn der Stundenplan ihrer Schule dies zulässt. Das Gymnasium Alsdorf im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen testet zurzeit den gleitenden Unterrichtsbeginn, um seinen Schülern ein Stück weit entgegenzukommen.
Spezielles Unterrichtsmodell machts möglich
Die Jugendlichen dürfen selbst entscheiden, wann sie zwischen 8 Uhr und 8.50 Uhr mit der Schule beginnen wollen. Möglich macht dies das sogenannte Dalton-Unterrichtskonzept, bei dem sie in Zwischenstunden selbständig unter Aufsicht lernen. Langschläfer erhalten in Alsdorf statt frühmorgens in der Mittags- oder einer anderen Pause die Gelegenheit dafür.
Der Versuch soll zeigen, ob die Leistungsfähigkeit der Schüler zunimmt, wenn sie sich nach ihrer inneren Uhr richten dürfen.
Fürs Lernen wichtige Schlaf-Phase
Wissenschaftler warnen: In den frühen Morgenstunden unterrichtet man die Jugendlichen im Prinzip während der zweiten Hälfte ihrer Nacht. Zudem fällt ausgerechnet die fürs Lernen wichtige sogenannte Rem-Phase ans Ende der Schlafenszeit.
Versuche hätten gezeigt, dass die Schüler «in der ersten Unterrichtsstunde immer wieder in einen Mikroschlaf fallen, Episoden, in denen sich das Gehirn kurzfristig abmeldet», sagt Chronobiologe Till Roenneberg zur Nachrichtenseite «aachener-zeitung.de». Roenneberg begleitet den Versuch wissenschaftlich.
Vorstösse in der Schweiz
In der Schweiz hat der Kantonsrat St. Gallen im Februar einen Vorstoss für einen späteren Unterrichtsbeginn abgelehnt. In Zürich ist ein entsprechendes Anliegen der SP hängig und soll bei der nächsten Bildungsdebatte im Kantonsrat diskutiert werden. (noo)