Es ist der wohl berühmteste Strandabschnitt Europas: Der «Ballermann 6» ist mit seinen unzähligen Bars und Imbissbuden das Mekka für Sauf-Touristen. Was vor allem die deutschen Urlauber freut, stösst den Spaniern aber sauer auf. Sie haben genug von pinkelnden, brechenden und pöbelnden Primitiv-Touristen - und sorgen am Ballermann mit der Initiative «Palma Beach» für mehr Niveau.
Heisst konkret: Luxushotels statt Billig-Absteigen, weisse Wände statt knallfarbiger Fassaden und Cocktailbars statt Sauf-Tempeln. Bis 2019 sollen hier Fünf-Sterne-Hotel entstehen. Die Hotelpreise steigen aber schon dieses Jahr um rund zehn Prozent.
Miami Beach am Mittelmeer
«Wir haben die Schnauze voll von Touristen, die sich nicht benehmen können. Wir wollen ein Miami Beach im Mittelmeer», erklärt der Gründer des Zusammenschlusses von Gastronomen und Hoteliers Juan Ferrer (45) gegenüber der «Bild»-Zeitung.
Ferrer weiss, wovon er spricht. Sein Vater brachte Ende der 70er-Jahre das erste deutsche Fassbier nach Mallorca. Der Sohnemann schenkte er direkt auf der Strasse aus - und diese wird seither «Bierstrasse» genannt. Doch in den vergangenen Jahrzehnten habe sich vieles verändert, so Ferrer.
«Früher kamen die Gäste in Abendgarderobe bei uns vorbei, tranken gepflegt ihr Bier. Das hat sich leider – besonders durch den Tom Gerhardt Film „Ballermann 6“ – grundlegend geändert. Heute pinkeln die Leute schon mittags völlig betrunken gegen die Palmen vor dem Laden.»
Die Initiative ist ernst: Erste Wirte polieren ihre Lokale bereits auf. Die Kult-Strandbude «Balneario 6» (span. «Badeort»), bisher bekannt als «Ballermann 6» heisst neu «Beach Club 6». Statt knallig rot kommt sie in schlichtem Olivgrün daher. In 15 Tagen wird hier schon Eröffnung gefeiert.
Die Anwohner schäumen
Auch der weltberühmte «Bierkönig», wo Schlagerstars ihren grossen Auftritt kriegen, wird saniert. Hinter dem «Megapark» stehen bald Luxushotels.
Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte ein Weltrekordversuch vergangenen Sommer: Ballermann-Sänger Ikke Hüftgold rief am Strand zum Bau einer Bierpyramide aus 4000 Dosen auf. Die betrunkenen Touristen lieferten sich stattdessen aber eine Bierschlacht. Und brachte Behörden und die Anwohner zum Schäumen.
Der Sänger droht angesichts der Neuausrichtung seines geliebten Ballermanns mit Protesten. Gegenüber «Bild» sagt er: « Wir lassen uns den Ballermann nicht wegnehmen. Zur Not werden wir dieses Jahr 4000 Protestschilder am Strand einbetonieren.» (meg)