Coronavirus-Krise Grossbritannien
Boris Johnson ruft Briten zum Abstandhalten auf

Der britische Premierminister Boris Johnson hat die Bevölkerung angesichts der sich zuspitzenden Coronavirus-Pandemie aufgerufen, voneinander Abstand zu halten.
Publiziert: 18.03.2020 um 17:52 Uhr
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Boris Johnson ruft seine Landsleute zum Abstandhalten auf.
Foto: keystone-sda.ch

«Jetzt ist die Zeit gekommen, in der jeder alle nicht notwendigen sozialen Kontakte mit anderen und nicht notwendige Reisen einstellen sollte», sagte Johnson am Montag.

Die Menschen sollten «Kneipen, Clubs, Theater und andere solche sozialen Orte meiden», fügte er hinzu. «Wir brauchen Menschen, die anfangen von zu Hause aus zu arbeiten, wo immer sie können», forderte der Premier seine Landsleute auf einer Pressekonferenz auf. Es handle sich um eine «nachdrückliche Empfehlung». Kritiker hatten der Regierung zuvor vorgeworfen, nicht schnell genug zu handeln, um die Ausbreitung der Viruserkrankung Covid-19 einzudämmen.

Johnson reagiert zu langsam

Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern will der Premierminister keine Schulschliessungen oder Versammlungsverbote verkünden. Im gegenwärtigen Zustand sei es «nicht notwendig», Verbote für Versammlungen oder die Schliessung von öffentlichen Plätzen zu erlassen, sagte Johnson. Die Regierung erachte auch die Schliessung von Schulen für nicht notwendig.

Allerdings solle jeder Haushalt, in dem ein Mitglied Symptome wie hohes Fieber oder anhaltenden Husten zeigt, sich für 14 Tage zu Hause in Quarantäne begeben, sagte Johnson. Menschen, die sich in einem «sehr schwachen Gesundheitszustand» befänden, sollten zwölf Wochen lang weitgehend vor sozialen Kontakten geschützt werden.

Bereits 53 Tote

Am Abend gab das Gesundheitsministerium bekannt, dass bereits 53 Menschen gestorben sind. Alle Landesteile sind von der Pandemie betroffen; die meisten Infektionen gibt es in England. In den kommenden Wochen erwarten Experten einen gewaltigen Anstieg.

Bislang seien 1543 Menschen mit dem neuartigen Virus infiziert. Das Land führt jedoch keine systematischen Tests durch. Daher wird geschätzt, dass die tatsächliche Zahl der Fälle viel höher ist.

Grossbritannien mangelt es an Krankenhausbetten

Zudem verwiesen die Wissenschaftler auf Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wonach Grossbritannien in Fragen der medizinischen Grundausstattung mit nur 2,5 Krankenhausbetten pro tausend Einwohnern hinter den USA (2,8 Betten), Italien (3,2 Betten) sowie Frankreich (sechs Betten) liege.

Die britische Regierung hoffte bislang zudem auf die Entwicklung einer «kollektiven Immunisierung» in der Bevölkerung. Nach Angaben des wissenschaftlichen Beraters der Regierung, Patrick Vallance, könnte ein solcher Prozess funktionieren, wenn sich etwa 60 Prozent der Menschen in Grossbritannien mit dem Virus ansteckten.

«Wir können über Theorien reden, aber zurzeit sind wir in einer Situation, in der wir handeln müssen», kommentierte dies eine Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Fernsehsender BBC. «Wir wissen nicht genug über das Virus - es ist noch nicht lange genug in der Bevölkerung angekommen, um seine immunologischen Auswirkungen zu kennen», fügte sie hinzu.

Zahlreiche Veranstaltungen abgesagt

Zahlreiche Veranstaltungen, darunter auch sämtliche Fussballspiele der Premier League wurden inzwischen ausgesetzt oder verschoben. Nach Angaben des Buckingham Palace verschob auch Königin Elizabeth II. «als Vorsichtsmassnahme» eine Reihe von Terminen, die für die kommende Woche geplant waren. Prinz Charles sagte eine Reise nach Bosnien, Zypern und Jordanien ab.

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, dankte derweil Jürgen Klopp im Kurzbotschaftendienst Twitter für seine «kraftvolle Botschaft an die Welt». Der Trainer des FC Liverpool hatte in einem Brief an die Fans einen verantwortungsvollen Umgang mit der derzeitigen Gesundheitskrise angemahnt. «Zwischen dem Fussball und dem Wohl der Gesellschaft als Ganzes» gebe es «keinen Wettbewerb», schrieb Klopp. (SDA)

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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