CNN meldet: Wegen Liebesspiel im Auto verhaftet
Sex-Skandal um CH-Diplomat in Iran

Topdiplomat Marco M. Kämpf. Erwischten ihn iranische Sittenwächter beim Sex im Auto? Von der EDA-Homepage ist der 50-Jährige schon gelöscht.
Publiziert: 09.02.2009 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:18 Uhr
Von Karin Baltisberger

Vor 14 Tagen war sein Name noch in gefetteter Schrift auf der Website des Aussenministeriums EDA zu lesen. Marco M. Kämpf. Sein Titel: «Head of Section. US Interests». Jetzt ist er von der Homepage verschwunden.

Um den Schweizer Topdiplomaten in Iran ist ein Sex-Skandal entbrannt.

Die iranische Tageszeitung «Entekhab» berichtete am Donnerstag, dass die Polizei Kämpf aufgegriffen hatte. Der US-TV-Sender CNN verbreitete die Meldung weltweit.

Und das soll passiert sein: Die iranische Polizei entdeckte beim Patrouillieren das Diplomaten-Auto Kämpfs nahe des Skigebiets von Tochal, am nördlichen Rand der Hauptstadt Teheran. Das Fahrzeug stand auf einem Parkplatz.

Im Wagen, so die Berichte, entdeckten die Beamten Marco Kämpf mit einer Iranerin. «Sie waren unangemessen gekleidet und befanden sich in einer obszönen Lage», berichtet der unabhängige iranische Fernsehsender «Press TV».

Die Polizei nahm beide fest. Die Vorwürfe: «unanständige sexuelle Kontakte». Nur gegen Kaution sollen die beiden wieder freigelassen worden sein.

Die Frau hat angeblich ausgesagt, Kämpf habe ihr vor dem Liebesspiel im Auto die Ehe versprochen.

Das ist den iranischen Sittenwächtern aber egal. In Iran ist es unverheirateten Frauen absolut verboten, eine Beziehung zu einem Mann zu haben. Verstösst die Frau gegen die Sittlichkeit, wird sie streng bestraft.

«Der Frau im Auto droht die Todesstrafe durch Steinigung», sagt Aaron Rhodes von der Organisation «Internationale Gruppe für Menschenrechte in Iran».

Marco M. Kämpf gilt als äusserst erfahrener Diplomat. Seit 1981 arbeitet er für das Aussenministerium. Seit 2 Jahren ist er Leiter der Sektion «Fremde Interessen USA» innerhalb der Schweizer Botschaft in Teheran. Ein verantwortungsvoller Posten, weil die Vereinigten Staaten seit 1979 keine eigene Botschaft in Iran mehr haben.

Insider glauben darum, dass der Fall nicht zufällig an die Öffentlichkeit drang. Wollte jemand den Diplomaten loswerden? Möglich ist auch, dass die Iranerin auf Kämpf angesetzt oder er gezielt von der Sittenpolizei beschattet wurde.

Das EDA wollte den Vorfall gestern nicht kommentieren. Offen blieb sogar, von wem und warum Kämpfs Name von der EDA-Homepage entfernt wurde. Man sei an einem Sonntag nicht in der Lage, die notwendigen Informationen zu überprüfen.

Ein Problem hat Bern so oder so. Denn Kämpfs Ruf in Iran ist schon jetzt ruiniert.

Die Journalistin Ehsaneh vom Fernsehsender «Press TV» ist sich sicher: «Die Geschichte stimmt 100 Prozent. Unsere Quelle ist astrein. Wenn in den nächsten Tagen irgendein iranischer Funktionär etwas anderes behauptet, dann geschieht das auf politischen Druck.»

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