Pristina ist wie gemacht für Callcenter. Das Lohnniveau ist tief, dafür sprechen viele Kosovaren Deutsch. Dass sich Pristina und Zürich gleich noch die Vorwahl «044» teilen, ist da nur das Tüpfelchen auf dem i. Resultat: In der Hauptstadt des Kosovo gibt es – laut Schätzungen – 20 Callcenter.
Die Branche hat zwar ein schlechtes Image, die Arbeitsplätze sind aber hochwillkommen. «Wenn 200 Junge in einem Callcenter Arbeit finden, sind 200 kosovarische Familien nicht mehr auf Arbeitsplätze aus dem Ausland angewiesen», sagte Handels- und Industrieministerin Hykmete Bajrami dem Portal albinfo.ch.
Mit «Baruti» kommt auch hier einer der ganz grossen Player aus der Schweiz. Mitgegründet wurde das Unternehmen von der schweizerisch-kosovarischen Doppelbürgerin Drenusha Shala (27). Sie kam als Flüchtlingsmädchen in die Schweiz – und ging als Investorin zurück. Zur «Annabelle» sagte sie: «Verglichen mit den jungen Leuten hier bin ich sehr privilegiert aufgewachsen. Jetzt will ich ihnen auch eine Chance geben.»
Mit Beeren voll im Saft
Umweltingenieur Joachim Lichtenhahn (31) aus Winterthur ZH und Hausabwart Besnik Etemi (31) aus Zürich haben im Kosovo investiert. In Himbeeren und andere landwirtschaftliche Produkte. Diese werden entweder direkt auf dem Land von Grosspapa Sali Etemi (93) angebaut oder von Nachbarsbauern zugekauft. «Wir haben uns bei der Arbeit kennengelernt, wurden Freunde», erklärt Joachim die Tatsache, dass ein junger Mann aus Winterthur in einem Himbeerfeld im Süden von Kosovo landete.
Bei einem Besuch im Kosovo stellten die Kumpels fest: Die Felder liegen brach. Es war die Geburtsstunde der Sojevë Manufaktur. Die Lebensmittel werden vor Ort verarbeitet: «So bleibt die Wertschöpfung im Land», sagen die Geschäftspartner. Im Moment baut die junge Firma ein Vertriebsnetz auf: «Kaufen kann man die Produkte bisher im Bachsermärt in der Region Zürich.»
Auch Armend Malazogu (43) mischt im wachsenden Beeri-Markt mit. Und ist einen Schritt weiter als die Zürcher. Der Chef von Frutomania verkauft seine Fruchtsäfte «made in Kosovo» im Coop! «Die Schweiz ist ein wichtiger Markt für uns. Die Leute sind bereit, für gute Qualität etwas zu bezahlen», so der Chef.
Sein Unternehmen konnte Malazogu dank Starthilfe eines Schweizer Hilfswerks gründen. «Ich verdanke der Schweiz vieles», sagt er.
Ex-Beamter empfängt im Boutique-Hotel
Eine klassische Tourismusdestination ist der Kosovo eigentlich nicht. Trotzdem gibt es gerade in urbanen Zentren viele Hotels. Grund: Im Kosovo befinden sich zahlreiche internationale Organisationen. Auch die Präsenz der Kfor bringt den Hotels zusätzliche Übernachtungen. Und: Auch hier mischen Schweiz-Kosovaren und Schweizer ganz vorne mit!
Das Swiss Diamond Hotel Prishtina gehört beispielsweise zu den teuersten Adressen im Land. Ein Fünfsternetempel mitten in der Hauptstadt Pristina. Dahinter steht der schwerreiche Schweiz-Kosovare Behgjet Pacolli (65), der im Kanton Tessin residiert.
Das Hotel Gracanica ausserhalb von Pristina wurde von der «New York Times» als «Kosovos erstes und einziges Boutique-Hotel» geadelt. Auch hier steht ein Schweizer am Empfang: der Zürcher Andreas Wormser. Der 59-Jährige setzte alles auf eine Karte. Kündete seinen sicheren Job als Beamter beim Bund. Und investierte 1,5 Millionen Euro in sein Kosovo-Hotel!
Die Schweiz und der Kosovo sind untrennbar miteinander verbunden. Zehn Prozent der Bevölkerung des Balkanstaats leben in der Schweiz – etwa 200'000 Menschen. Der Kosovo wäre ohne die Schweiz ein anderes Land. Wir waren unter den Ersten, die die staatliche Unabhängigkeit des Kosovo anerkannten. Und jedes Jahr fliessen Millionen Franken von der Schweiz Richtung Pristina.
Während die Schweiz für viele Kosovaren zur neuen Heimat wurde, ist der Kosovo für viele Schweizer ein weisser Fleck auf der Landkarte. BLICK hat das Land bereist – und startet heute die grosse Serie zum «Kanton Kosovo».
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