Brexit Plan B
Machtkampf in London und Ratlosigkeit in Brüssel

Im Brexit-Streit versuchen Abgeordnete im britischen Parlament der Regierung die Kontrolle zu entreissen und selbst einen Ausweg aus der völlig verfahrenen Lage zu weisen.
Publiziert: 23.01.2019 um 14:15 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2019 um 15:41 Uhr

Eine fraktionsübergreifende Gruppe legte dazu in der Nacht zum Dienstag mehrere Anträge vor.

Der sogenannte Plan B von Premierministerin Theresa May hat keine Klarheit geschaffen, wie ein EU-Austritt ohne Vertrag am 29. März zu vermeiden ist. Auch die EU-Kommission sieht in Mays Äusserungen nichts Neues und verlangte rasche Klärung.

Plan B ist kein Plan

May hatte über Monate mit der Europäischen Union ein Austrittsabkommen ausgehandelt, das aber vorige Woche im Unterhaus mit breiter Mehrheit abgelehnt wurde. Sie kündigte trotzdem am Montag im Parlament keine neuen Optionen an, sondern bekräftigte ihren Kurs: Sie wolle Einigungschancen in Parlament ausloten und dann erneut mit der EU reden. Dabei geht es vor allem um die in London kritisierte Garantie für eine offene Grenze in Irland, den sogenannten Backstop.

EU macht May keine neuen Angebote

Der deutschen Kanzlerin Angela Merkel reichen Mays Ankündigungen offenbar nicht. «Die Bundesregierung erwartet, dass die britische Regierung sich bald auf Vorschläge einigt, die von einer Mehrheit des Unterhauses unterstützt werden», erklärte ein Regierungssprecher.

Auch die EU-Kommission, die für alle 27 bleibenden EU-Länder verhandelt, reagierte am Dienstag kühl und machte keine neuen Angebote. «Derzeit haben wir nichts Neues aus Brüssel zu sagen, weil es nichts Neues aus London gibt», sagte Kommissionssprecher Margaritis Schinas und forderte ebenfalls Klarheit über die Absichten Grossbritanniens. Nachverhandlungen über das Austrittsabkommen - und damit auch über den Backstop - schloss er abermals aus.

EU bestätigt harte Nordirland-Grenze

Allerdings räumte Schinas erstmals öffentlich ein, dass ein Brexit ohne Vertrag unweigerlich sofort zu dem führen würde, was der Backstop verhindern soll: zu einer festen Grenze mit Kontrollen zwischen dem EU-Staat Irland und dem britischen Nordirland. «Es ist ziemlich offensichtlich: Man bekommt eine harte Grenze», sagte Schinas. Wie die EU für diesen Fall vorsorgt, liess er offen.

Die irische Regierung wollte das so allerdings nicht stehen lassen und betonte: «Wir werden keine harte Grenze auf dieser Insel akzeptieren und deshalb planen wir auch nicht dafür.»

Grenzkontrollen wollen alle Seiten aus Angst vor einem Wiederaufflammen des blutigen Konflikts in der ehemaligen Bürgerkriegsregion verhindern. Der Backstop sieht vor, dass Grossbritannien solange als Ganzes in einer Zollunion mit der EU bleibt, bis eine bessere Lösung gefunden ist. Brexit-Hardliner befürchten, dass Grossbritannien damit auf Dauer eng an die EU gebunden würde.

Was will das Parlament?

  • Die Pläne im britischen Unterhaus, an denen die Opposition und EU-freundliche Abgeordnete aus Mays Konservativer Partei gemeinsam arbeiten, sollen ein «No-Deal-Szenario» abwenden. Dabei handelt es sich um Änderungsanträge zu einer Beschlussvorlage der Regierung, über die kommenden Dienstag abgestimmt werden soll.
  • Die Labour-Opposition will über eine Mitgliedschaft in der Europäischen Zollunion und über ein zweites Referendum befinden lassen.
  • Eine Gruppe von Hinterbänklern will die Regierung verpflichten, das Austrittsdatum 29. März zu verschieben, sollte bis 26. Februar kein Brexit-Deal verabschiedet sein.
  • Eine weitere Gruppe will mehrere Abstimmungen über Alternativen zum Brexit-Deal der Regierung abhalten.

Die Klärung der Positionen wäre ein Zwischenschritt auf der Suche nach einer in Grossbritannien mehrheitsfähigen Lösung. Sobald diese in London vorliegt, dürften Gespräche mit der EU folgen. (SDA)

Dyson verlagert Firmensitz nach Singapur

Wenige Wochen vor Ablauf der Brexit-Frist verlagert Sir James Dyson, einer der prominenten Verfechter des britischen EU-Austritts, das Hauptquartier seiner Firma nach Singapur. Das habe nichts mit dem Brexit zu tun, heisst es.

Mehrheit der Kunden in Asien

Die vor allem für ihre beutellosen Staubsauger bekannte Firma Dyson verlagert ihr Hauptquartier von Grossbritannien nach Singapur. Der Grund sei die zunehmende Bedeutung Asiens für das Dyson-Geschäft, erklärte das Unternehmen am Dienstag wenige Wochen vor Ablauf der Brexit-Frist.

In Asien befänden sich inzwischen eine wachsende Mehrheit der Dyson-Kunden und alle Produktionsstandorte, hiess es. Firmengründer James Dyson, der das Unternehmen nach wie vor kontrolliert, gehörte zu den prominenten Befürwortern des Austritts Grossbritanniens aus der Europäischen Union.

Dyson arbeitet gerade an einem Elektroauto, das ebenfalls in Singapur gebaut werden soll. An der Investition von umgerechnet 257 Millionen Schweizer Franken in einen Technologiecampus am britischen Flugplatz Hullavington und anderen geplanten Ausgaben in Grossbritannien werde zugleich festgehalten. 

Weiterhin britische Standorte

Die britischen Standorte würden «auch in Zukunft das Kernzentrum der kreativen und ingenieurwissenschaftlichen Leistungen von Dyson sein". Die Produktion in Grossbritannien habe Dyson bereits 2003 eingestellt, schrieb die «Financial Times". Zugleich hiess es, mit der Verlagerung der Firmenzentrale würden nur zwei Topmanager nach Singapur umziehen: Der Finanzchef und der Chefjurist.

Kritik an Umzug

Von britischen Oppositionspolitikern kam heftige Kritik an dem Umzug der Firmenzentrale. So warf der Labour-Abgeordnete Wes Streeting James Dyson «Heuchelei» vor: Er habe kein Gefühl der Verantwortung gegenüber seinen Arbeitern oder seinem Land. Sir James selbst äusserte sich nicht zu den Plänen. (SDA)

Wenige Wochen vor Ablauf der Brexit-Frist verlagert Sir James Dyson, einer der prominenten Verfechter des britischen EU-Austritts, das Hauptquartier seiner Firma nach Singapur. Das habe nichts mit dem Brexit zu tun, heisst es.

Mehrheit der Kunden in Asien

Die vor allem für ihre beutellosen Staubsauger bekannte Firma Dyson verlagert ihr Hauptquartier von Grossbritannien nach Singapur. Der Grund sei die zunehmende Bedeutung Asiens für das Dyson-Geschäft, erklärte das Unternehmen am Dienstag wenige Wochen vor Ablauf der Brexit-Frist.

In Asien befänden sich inzwischen eine wachsende Mehrheit der Dyson-Kunden und alle Produktionsstandorte, hiess es. Firmengründer James Dyson, der das Unternehmen nach wie vor kontrolliert, gehörte zu den prominenten Befürwortern des Austritts Grossbritanniens aus der Europäischen Union.

Dyson arbeitet gerade an einem Elektroauto, das ebenfalls in Singapur gebaut werden soll. An der Investition von umgerechnet 257 Millionen Schweizer Franken in einen Technologiecampus am britischen Flugplatz Hullavington und anderen geplanten Ausgaben in Grossbritannien werde zugleich festgehalten. 

Weiterhin britische Standorte

Die britischen Standorte würden «auch in Zukunft das Kernzentrum der kreativen und ingenieurwissenschaftlichen Leistungen von Dyson sein". Die Produktion in Grossbritannien habe Dyson bereits 2003 eingestellt, schrieb die «Financial Times". Zugleich hiess es, mit der Verlagerung der Firmenzentrale würden nur zwei Topmanager nach Singapur umziehen: Der Finanzchef und der Chefjurist.

Kritik an Umzug

Von britischen Oppositionspolitikern kam heftige Kritik an dem Umzug der Firmenzentrale. So warf der Labour-Abgeordnete Wes Streeting James Dyson «Heuchelei» vor: Er habe kein Gefühl der Verantwortung gegenüber seinen Arbeitern oder seinem Land. Sir James selbst äusserte sich nicht zu den Plänen. (SDA)

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