Brand auf Fähre vor Albanien 478 Menschen in Seenot – darunter 10 Schweizer
«Betet für uns, wir brennen»

Auf der Mittelmeer-Fähre «Norman Atlantic» brach gestern Morgen ein Feuer aus. An Bord waren 10 Schweizer, von denen bis am Abend 6 gerettet werden konnten. Beim einzigen Toten handelt es sich wahrscheinlich um einen in Zürich wohnhaften Griechen.
Publiziert: 28.12.2014 um 18:55 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:49 Uhr
Dramatischer Schiffsbrand auf der Adria
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:Dramatischer Schiffsbrand auf der Adria
Von Guido Felder

Stunden der Panik für die Passagiere der Mittelmeer-Fähre «Norman Atlantic»: Auf der Fahrt vom griechischen Hafen Patras zur italienischen Küstenstadt Ancona brach gestern Morgen gegen drei Uhr Feuer aus. Zuerst brannte es auf dem Autodeck, wo viele Lastwagen standen – darunter etwa 20, die mit Olivenöl beladen sind.

An Bord befanden sich 422 Passagiere und 56 Crew-Mitglieder. In einer ersten Aktion konnten 130 Menschen gerettet werden, darunter Kinder und eine Schwangere. Die weitere Bergung wurde wegen bis zu sechs Meter hohen Wellen, Hagel und Wind um 100 km/h unmöglich. Bis am Abend gab es einen Toten, es handelt sich wahrscheinlich um einen in Zürich wohnhaften Griechen. Er starb vermutlich nach einen Sprung ins Wasser.

Laut der Chartergesellschaft Anek war das Feuer am Sonntagabend unter Kontrolle. Es gebe «nur noch Rauch». An Bord befanden sich immer noch 317 Menschen. Sie sollten mit Strickleitern in Sicherheit gebracht werden. Allerdings scheiterte ein Versuch, die Fähre mit einem Schlepper zu stabilisieren. Die Vertäuung zerriss.

Nach dem Unglück herrschte an Bord des unter italienischer Flagge fahrenden Schiffes Chaos. Die Passagiere schrien und telefonierten in Panik mit ihren Angehörigen. «Betet für uns, wir brennen. Und wenn wir nicht verbrennen, erfrieren wir», sagte einer. Eine Gerettete berichtet, der Boden habe gebrannt: «Unsere Schuhsohlen fingen an zu schmelzen.» Gegen Abend begann die italienische Küstenwache mit der Evakuierung per Helikopter auf andere Schiffe.

Passagiere des zu Hilfe ­geeilten Kreuzfahrtschiffs «Cruise Europa» sahen, wie sich Menschen auf der «Norman Atlantic» an die Reling des schief liegenden Schiffes klammerten. Es treibt auf Höhe der italienischen Stadt Brindisi manövrierunfähig auf die albanische Küste zu. BLICK liegt die Passagierliste vor. Unter den 422 Personen befinden sich zehn Schweizer, von denen laut EDA bis am Abend sechs gerettet werden konnten. BLICK weiss: darunter eine Mutter mit ihren beiden Kindern aus dem Kanton Zürich. 

Drei weitere gerettete Schweizer wohnen in Martigny VS. Es sind Verwandte von Erdal Guz, der von BLICK vom Unglück erfuhr. Es handelt sich um seinen Vater Riza (65), seinen Bruder Ertugul (42) und dessen Sohn Kahan (18). «Sie waren in der Türkei in den Ferien», sagt Guz, «und machten sich mit dem Auto auf die Heimreise.» Nach Stunden des Bangens bekam er am Abend die erlösende Nachricht. Erdal Guz: «Sie sind auf einem Schiff in Sicherheit, es geht ihnen gut.»

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