Botschaft von ausländischem Zwangsarbeiter in chinesischer Haft
Sechsjährige findet Hilferuf in Weihnachtskarte

Florence Widdicombe (6) staunte nicht schlecht, als sie eine Weihnachtskarte öffnete, die sie im Supermarkt gekauft hatte. Darin stand bereits etwas – es war der Hilferuf eines Zwangsarbeiter in einem chinesischen Gefängnis.
Publiziert: 23.12.2019 um 08:48 Uhr
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Die sechsjährige Florence Widdicombe wollte nur Weihnachtskarten an Freunde und Familie schicken.
Foto: Dukas

Die sechsjährige Britin wollte eigentlich Weihnachtsgrüsse an ihre Freunde schicken. Doch in der dafür gekauften Weihnachtskarte fand Florence Widdicombe eine erschreckende Botschaft – aus einem Gefängnis in China.

Der ungewöhnliche Fund, den die «Sunday Times» aufdeckte, wirft ein dramatisches Licht auf die Zwangsarbeit in chinesischen Haftanstalten für internationale Handelsketten. Die Karte hatte das Mädchen in der Supermarktkette Tesco gekauft. Sie sei «schon etwas schockiert» gewesen, sagte Florence zu ITV News:

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Auf der Karte stand in gekritzelten Grossbuchstaben: «Wir sind ausländische Gefangene im Shanghaier Qingpu-Gefängnis, China. Wir sind gezwungen, gegen unseren Willen zu arbeiten. Bitte helfen Sie uns und benachrichtigen Sie die Menschenrechtsorganisation.»

Dann folgten der Weblink der «Financial Times» und der Name «Peter Humphrey». Humphrey ist ein ehemaliger Journalist, der fast zwei Jahre lang in der betroffenen Haftanstalt abgesessen hatte.

Er sagte der «Sunday Times», er habe keinen Zweifel daran, dass es sich bei den Verfassern nach Nachricht um Qingpu-Häftlinge handelt. Er habe nach seiner Freilassung vor vier Jahren eine Zeit lang mit einigen Insassen des Qing-Pu-Gefängnisses Kontakt gehalten. Die Zensur von Briefen sei jedoch erheblich verschärft worden.

Karten aus dem Handel genommen

Durch Gesprächen mit anderen Ex-Häftlingen wusste er aber, dass Insassen dazu gezwungen wurden, Weihnachtskarten für Tesco zu verpacken. «Die ausländischen Insassen verpacken nur die Karten. Sie wählen unterschiedliche Motive aus, packen sie in Boxen, verschliessen sie und legen sie in Versand-Kartons.» Humphrey selbst will während seiner Haft auch Produktetiketten mit den Namen anderer bekannter Marken gesehen haben.

Ein Tesco-Unternehmenssprecher zeigte sich «schockiert». Das Unternehmen will den aktuellen Fall nun untersuchen lassen. Falls sich der Verdacht über die Zwangsarbeit bestätigen sollte, werde das Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Zulieferer aufkündigen. (kes)

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