Seine Enthüllungen über Donald Trump (74) haben vergangene Woche für riesigen Wirbel in Washington gesorgt. Jetzt ist das Buch von Bob Woodward (77) über den US-Präsidenten offiziell im Handel erhältlich. Jede Amerikanerin und jeder Amerikaner kann nun selbst nachlesen, wie Trump die Corona-Pandemie im Frühling bewusst kleingeredet, Liebesbriefe mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ausgetauscht und über ein neues Nuklearprogramm der USA gesprochen hat.
Donald Trump und seine Parteikollegen haben das Buch bereits als «Fake News» abgetan – obwohl Woodward Tonaufnahmen veröffentlicht hat. Der US-Präsident sagte am Dienstag gegenüber Fox News, dass er das Buch am Vorabend kurz gelesen habe. «Es war sehr langweilig», so Trump. Doch Zweifel bestehen, ob der Präsident die Wahrheit gesagt hat. Denn schon am Montag behauptete er, das Buch am «Vorabend» gelesen zu haben. Zweimal die gleiche Aussage binnen 24 Stunden. Verwirrung à la Trump!
Der schlimme Verdacht von Woodward
Die Journalistenlegende Bob Woodward, der die Watergate-Affäre ins Rollen brachte, konnte in den vergangenen Monaten insgesamt 18 Interviews mit Trump führen. Daraus sind nicht nur die Enthüllungen entstanden. Woodward, der seit Jahrzehnten Bücher über US-Präsidenten schreibt, hat noch nie in seiner Karriere eine Schlussfolgerung gezogen. Bei Trump hat er nun eine Ausnahme gemacht.
Auf den letzten Seiten zieht Woodward ein vernichtendes Fazit über den US-Präsidenten – und ruft explizit zu seiner Abwahl auf. Jetzt hat er diesen Schritt in einem CNN-Interview verteidigt – und einen schlimmen Verdacht geäussert.
«Ich weiss nicht, ob er versteht, was real und was unwirklich ist», so Woodward. «Deshalb falle ich am Ende des Buches mein Urteil, dass dies der falsche Mann für den Job ist.» Er habe viele Gespräche mit dem US-Präsidenten geführt, und auch mit «Leuten aus dem Weissen Haus, den Geheimdiensten und im Pentagon». «Wie kann man diese Erfahrung machen und nicht zu dieser Schlussfolgerung kommen?», verteidigt sich Woodward.
Was ein Psychologe über Trump sagt
Für Aufsehen sorgt sein erstes Statement. Woodward äussert damit den Verdacht, den mehrere Psychologen in den Medien schon in der Vergangenheit geäussert haben: Leidet der US-Präsident an Realitätsverlust?
John D. Gartner, ein Psychotherapeut der an der Johns Hopkins University Medical School unterrichtet hat, stufte Trump im Gespräch mit «US News» auch schon als «gefährlich psychisch krank» ein. Er glaubt, dass Trump Zeichen von «malignem (bösartigem) Narzissmus» zeigt, die Kombination einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, antisozialem Verhalten mit hohem Aggressionspotenzial und einer Neigung zu Paranoia. Kennzeichnend sind krankhafte Grandiosität (Entwicklung eines nicht der Realität angemessenen Grössenselbst oder Realitätsverlust) mit Herrschaftsanspruch innerhalb einer Gruppe, bis hin zu Sadismus und Hass.
Der CNN-Moderator Anderson Cooper fragte die Journalistenlegende gegen Ende noch, ob er jemals einen anderen US-Präsidenten interviewt habe, von dem er dasselbe sagen würde. Bob Woodwards knappe Antwort: «Nein.»
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
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