Blick löst Rätsel um Palast-Gemälde
Erdogans Bild ist ein Fake-Matterhorn

Das Matterhorn-Gemälde, das im türkischen Präsidentenpalast hängt, wurde vor über hundert Jahren gepinselt. Von einem Maler, der es mit der Wirklichkeit offenbar nicht so genau nahm.
Publiziert: 14.04.2021 um 18:06 Uhr
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Im türkischen Präsidentenpalast hängt dieses Bild, auf dem ein Berg wie das Matterhorn zu sehen ist. Es ist das Werk des türkischen Malers und Soldaten Yüzbasi Nuri (1871-1911).
Foto: Präsidialamt der Republik Türkei
Guido Felder

Das Rätsel um das Matterhorn-Bild im türkischen Präsidentenpalast in Ankara ist gelöst. Beim Gemälde handelt es sich um das Werk des türkischen Malers und Soldaten Yüzbasi Nuri (1871-1911). Das 1906 auf Leinwand gemalte Ölbild trägt den schlichten Namen «Landschaft». Das teilt das türkische Präsidialamt in Ankara auf Blick-Anfrage via Schweizer Botschaft mit.

Wie Kunst-Seiten im Internet zu entnehmen ist, kam das 100 auf 74 Zentimeter grosse Bild am 27. November 2011 unter den Hammer und wechselte für umgerechnet 10’000 Franken den Besitzer. Offenbar ist dies nun der türkische Staat.

Eine Fantasielandschaft?

Beim Malen des Walliser Wahrzeichens scheint Nuri allerdings gemogelt zu haben. Für Zermatts Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser (51) sieht der Berg zwar klar nach dem «Horu» aus. Aber: «Die Landschaft davor stimmt nicht ganz. Es könnte aber künstlerische Inspiration sein.»

Simona Altwegg (27) von Zermatt Tourismus teilt die Einschätzung: «Es fallen Ähnlichkeiten auf wie etwa der Fluss oder der Berg in markanter Dreiecksform. Es sind aber auch Unterschiede zu erkennen.»

Offen ist die Frage, woher Nur die Inspiration für dieses Gemälde zog. War er einmal in der Schweiz – oder hat er das Matterhorn auf anderen Bilder gesehen und in eine Fantasielandschaft hineinplatziert?

Er malte gerne Berge

Sicher ist, dass zu Nuris beliebtesten Sujets Landschaften, Felsen, Holzhäuser, Brunnen und Istanbul gehörten. Nach Abschluss der Militärschule arbeitete er als Assistent beim Kunstmaler Süleyman Seyyid Bey (1842-1913), später erteilte er an Militärschulen Zeichenunterricht, aber auch Französisch und Mathematik. Nur war nicht nur künstlerisch begabt: Er sprach sieben Sprachen.

Nuris Matterhorn-Interpretation hängt im Raum, in dem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (67) am 6. April EU-Ratspräsident Charles Michel (45) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (62) empfangen hatte. Das Treffen sorgte für Schlagzeilen, weil von der Leyen abseits der beiden Männer auf einem Sofa Platz nehmen musste.

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