Bewegende Trauerfeier für den ermordeten Banker Jürgen Frick
«Papa, wir vermissen dich unbeschreiblich»

Die Stille in Balzers (FL) wirkt gespenstisch. Es ist Samstag, kurz nach 9 Uhr, die Strassen sind menschenleer. Alle haben sich in der Kirche St. Niklaus versammelt, um vom ermordeten Bankier Jürgen Frick (†48) Abschied zu nehmen.
Publiziert: 13.04.2014 um 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:59 Uhr
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Am Samstagmorgen fand der Abschiedsgottesdienst für den getöteten Banker Jürgen Frick (†48) statt.
Foto: Keystone
Von Leo Ferraro

Diskret überwacht eine Handvoll Polizisten die abgesperrten Zugänge zu Kirche und Friedhof. Die Limousine von Kronprinz Alois parkt direkt vor der Kirchentüre. Noch immer steht das Fürstentum unter Schock. Am Montagmorgen hat der ehemalige Fondsmanager Jürgen Hermann (58) Bankier Frick erschossen. Aus Rache. Später fand die Polizei Hermanns Auto, seinen Pass und seine Jacke am Rhein. Hat er Selbstmord begangen? Seine Leiche wurde nicht gefunden, von dem Killer fehlt weiterhin jede Spur. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Insbesondere auch, ob sich Jürgen Hermann einen Zweitpass beschafft und am Rhein eine falsche Spur gelegt hat.

In der Kirche verliest Noemi, die jüngste Tochter des Bankiers, einen Abschiedsbrief. «Mein allerliebster Papa, du wurdest einfach aus unseren Armen gerissen. Papa, wir vermissen dich unbeschreiblich fest!»

Auch die beiden älteren Kinder Joshua und Larissa Frick ergreifen das Wort: «Papa, danke, dass du uns gezeigt hast, wie viel Herzlichkeit in einem Menschen stecken kann – und welche Toleranz gegenüber anderen daraus wächst.»

Toleranz gegenüber anderen! Eine Eigenschaft, die der Mörder von Jürgen Frick nicht besass. Er machte nicht nur Frick, sondern den ganzen Staat, die Justiz, das Politestablishment und auch das Fürstenhaus für den Zusammenbruch seiner Fondsgesellschaft im Jahr 2005 verantwortlich. Seither führte er einen erbitterten Rachefeldzug, versandte Hassmails und Drohungen an zahlreiche Empfänger. 2011 zeigte ihn die Bank Frick wegen Drohung und Erpressung an.

Es war ein Mord mit Ansage. Der Gerichtspsychiater Christoph Burz (45) hat schon vor zwei Jahren vor Jürgen Hermann gewarnt. Im Auftrag der liechtensteinischen Staatsanwaltschaft erstellte er ein Aktengutachten und kam dabei zum Schluss, dass Hermann eine «hoch narzisstische Persönlichkeit sei» und an einer wahnhaften Störung leide.

Burz warnte mehrmals vor einer möglichen Gefahr für Dritte. Doch seine Warnungen verhallten ungehört. Das Gericht glaubte lieber ­einem Privatgutachter, den Hermann selbst engagiert hatte. Dieser kam zu einem anderen Schluss als Burz und stufte Hermann als nicht gefährlich ein.

Christoph Burz kann das bis heute nicht verstehen: «Hier kann man sich schon die Frage stellen, ob die Richter hätten nachhaken müssen», sagt er. Er hätte es wenigstens begrüsst, wenn er zu einer Stellungnahme zum neuen Gutachten eingeladen worden wäre. «Aber nichts dergleichen geschah.»

Stattdessen versagen die Behörden ein zweites Mal: Am Freitag vor dem Mord schickt Jürgen Hermann erneut ein Hassmail, auch an die Polizei. «Dieses Mail hätte bei den Behörden die Alarmglocken läuten lassen sollen», sagt Psychiater Burz.

Inhaltlich und von der Sprache her sei klar zu erkennen gewesen, dass Hermanns erbitterter Kampf eine neue Eskala­tionsstufe erreicht habe. «Er hat sich in seiner eigenen Welt immer mehr von der Realität entfernt.»

Der Fall wirft kein gutes Licht auf die Liechtensteiner Justiz. Im Erpressungsverfahren gegen Jürgen Hermann haben die Behörden noch nicht einmal entschieden, ob Anklage erhoben werden soll. Und das nach drei Jahren! Sigvard Wohlwend, Sprecher der Familie und Bank Frick, will sich dazu nicht äussern. Ob die Familie zu einem späteren Zeitpunkt rechtliche Schritte gegen die Behörden einleiten könnte, lässt er offen.

Der Fall

Am Montagmorgen kommt es in Liechtenstein zum Drama: Der ehemalige Fondsmanager Jürgen Hermann (58) lauert Jürgen Frick (†48) in der Tiefgarage seiner Bank in Balzers auf. Hermann schiesst mehrmals auf Frick. Der Banker wird tödlich getroffen. Hermann hatte Frick jahrelang bedroht. Er machte ihn für die Pleite seiner Fondsgesellschaft verantwortlich. Nach der Tat floh Hermann mit einem Smart. Die Polizei fand später sein Auto und einen Abschiedsbrief, doch es ist unklar, ob sich Hermann wirklich umgebracht hat. Seine Leiche wurde nicht gefunden.

Am Montagmorgen kommt es in Liechtenstein zum Drama: Der ehemalige Fondsmanager Jürgen Hermann (58) lauert Jürgen Frick (†48) in der Tiefgarage seiner Bank in Balzers auf. Hermann schiesst mehrmals auf Frick. Der Banker wird tödlich getroffen. Hermann hatte Frick jahrelang bedroht. Er machte ihn für die Pleite seiner Fondsgesellschaft verantwortlich. Nach der Tat floh Hermann mit einem Smart. Die Polizei fand später sein Auto und einen Abschiedsbrief, doch es ist unklar, ob sich Hermann wirklich umgebracht hat. Seine Leiche wurde nicht gefunden.

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