Schwedens Regierung droht mit Schliessung von Restaurants
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Nicht an Massnahmen gehalten:Schwedens Regierung droht mit Schliessung von Restaurants

Bevölkerung hält sich nicht an Massnahmen
Schwedens Regierung droht mit Schliessung von Restaurants

Schweden ist mit seinen lockeren Corona-Massnahmen in Europa nahezu alleine. Das könnte sich bald ändern: Die Bevölkerung hält sich offenbar nicht an die Massnahmen. Der Staatsepidemiologe Anders Tegnell hält aber weiter daran fest.
Publiziert: 24.04.2020 um 13:05 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2020 um 13:59 Uhr
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Solche Szenen spielten sich am Mittwoch in der schwedischen Hauptstadt Stockholm ab.
Foto: keystone-sda.ch

Schweden ist ein Sonderfall in Europa, wenn man Corona-Massnahmen betrachtet. Kein Lockdown, keine Ausgangssperre. Doch nun die Kehrtwende: Wegen der Missachtung der Empfehlungen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus droht Schwedens Regierung den bislang geöffneten Gaststätten in Stockholm mit der Schliessung.

Restaurants und Strassencafés in der Hauptstadt sollten von nun an intensiver überprüft werden, ob sie die Empfehlungen der nationalen Gesundheitsbehörde einhielten, sagte Innenminister Mikael Damberg am Freitag auf einer Pressekonferenz. Bei den Massgaben der Behörde handele es sich nicht um Ratschläge, sondern um Richtlinien, die befolgt werden sollten. «Ansonsten werden diese Betriebe geschlossen», machte Damberg klar.

Gastronomie hält sich nicht an Abstandsregeln

In Schweden gelten zwar deutlich freizügigere Massnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus, weshalb unter anderem Kneipen, Restaurants und Cafés weiter geöffnet sein dürfen. Behörden und Regierung hatten jedoch dringend darum gebeten, dass die Lokale ausreichend Abstand zwischen ihren Gästen gewährleisten und ihre Kunden nur am Tisch bedienen sollten.

Ungeachtet dessen hatte es Medienberichten zufolge am Wochenende dichten Andrang in verschiedenen Bars und Restaurants in Stockholm gegeben. Auch alle weiteren schwedischen Kommunen hat die Regierung nun damit beauftragt, über die Kontrollen in den Lokalen Bericht zu erstatten.

Staatsepidemiologe beharrt auf seiner Strategie

Erst kürzlich lobte der schwedische Staatsepidemiologe Anders Tegnell (64) noch das Massnahmen-Modell. «Unsere Strategie der Freiwilligkeit hat wirklich Wirkung gezeigt», sagte er dem Wissenschaftsmagazin «Nature». Lockdowns hätten laut Tegnell keine historische wissenschaftliche Basis. Grenzschliessungen bezeichnet er als «lächerlich».

Inzwischen haben rund 2000 schwedische Wissenschaftler in einem offenen Brief seine Strategie kritisiert – unter anderem wegen der hohen Todeszahlen (BLICK berichtete). 2021 Menschen sind nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus gestorben. 16'755 wurden positiv getestet.

Der Schweizer Epidemiologe Marcel Tanner hingegen sieht Schwedens Vorgehen als legitimen Weg, den man einschlagen kann. «Man kann natürlich diskutieren, ob wir nicht auch auf diese Variante hätten setzen sollen. Aber es ist eben auch so, dass wir individualistischer ticken als die Schweden und uns etwas weniger für das Gemeinwohl interessieren», sagt Tanner in einem Interview mit der «NZZ». Offenbar sind Schweden also doch nicht selbstloser als Schweizer. (SDA/szm)

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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