«Ich hätte niemals gedacht, dass Chérif und Saïd zu so etwas fähig sind», sagt Pierre* zu SonntagsBlick, früher der beste Freund von Saïd Kouachi (†34). «Die beiden waren überhaupt nicht radikal. Sie liebten das Leben, den Sport und die Frauen.»
Pierre lebt heute in der Westschweiz. Zwischen 1994 und 2000 war er im gleichen Heim in Treignac (F) untergebracht wie die Terrorbrüder – und machte sofort schlechte Erfahrungen: «Gleich am ersten Tag nach meiner Ankunft im Heim hat mich Chérif verprügelt.»
Der heute 32-Jährige schiebt es auf die Zustände im Heim, wo Gewalt an der Tagesordnung war: «Chérif wandte nicht grundlos Gewalt an, er musste sich Respekt verschaffen.» Als weisser Franzose sei Pierre ein ideales Ziel für den Sohn algerischer Einwanderer gewesen.
Im Lauf der Jahre wurde Saïd zum besten Freund von Pierre. Sie spielten zusammen Fussball; später machten sie gemeinsam eine Ausbildung an der Hotelfachschule: «Saïd wollte Koch werden, er war sehr begabt», sagt Pierre.
Schon damals praktizierte Saïd den Islam. Er trank und rauchte nicht, betete regelmässig in seinem Zimmer. «Er war aber sehr tolerant gegenüber Andersgläubigen und versuchte kein einziges Mal, mich zum Konvertieren zu überreden», sagt Pierre.
Die Terrortat von Paris macht den Franzosen fassungslos. Den beiden Brüdern habe offenbar die Perspektive gefehlt. «Viele aus dem Heim sind kriminell geworden.» Am Samstag sagte Pierre auch zu «Le Matin»: «Ich konnte es nicht glauben, als ich die Bilder meines Freundes in den Medien sah. Said und Chérif haben ihr Leben verschwendet!»
* Name von der Redaktion geändert
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