Berner rauben Berliner aus
Vier Gymi-Schüler auf Schulreise festgenommen

Kurz nach dem Überfall im Prenzlauer Berg spielen die vier vor der Berliner Polizei erst die Unschuldslämmer.
Publiziert: 07.02.2011 um 00:25 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:15 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
Von Kathia Baltisberger, Adrian Schulthess und Antonia Sell

Nichts kapiert! Für vier Berner Gymnasiasten (alle 18) endet die Geschichts-Exkursion in die deutsche Hauptstadt am Freitag früh in der «Gefangenensammelstelle» der Berliner Polizei.

«Auch ich dachte sofort an München, als ich von der Sache hörte», sagt Hanspeter Rohr, Rektor des Gymnasiums Köniz-Lerbermatt. «Ich bin sehr erschrocken.» Im Juni 2009 verprügelten drei Schüler von der Zürcher Goldküste mehrere Unschuldige – auch sie waren auf Schulreise.

Anick H.* aus Belp BE, Andrin M.* aus Bremgarten BE, Luca S.* aus Muri BE und Fabian S.* aus Belp BE gehen ins Könizer Gymi. Dreieinhalb Jahre schon. «Alles war immer tadellos mit ihnen», sagt Rektor Rohr. «In keiner Konferenz waren sie jemals ein Thema, in ihren Akten steht nichts Negatives.» Und doch hauen die vier in der Nacht auf Freitag im Stadtteil Prenzlauer Berg brutal über die Stränge.

Das schreibt die Berliner Polizei: «Gegen 3.50 Uhr stellten sich die jungen Männer in der Belforter Strasse dem 38-Jährigen und seiner 27-jährigen Freundin in den Weg und forderten Geld.»

Weiter heisst es im Polizei-Communiqué: «Den Mann traten sie dann von hinten zu Boden, wobei sich der am Knie verletzte. Auch die Frau wurde von den Jugendlichen attackiert und stürzte.» Erst später merkt sie, «dass ihr Handy und ihre Geldbörse fehlten».

Eiskalt behaupten die Berner Gymi-Schüler kurz nach dem brutalen Überfall, nichts mit dem Raub zu tun zu haben, als sie unweit des Tatorts von Polizisten befragt werden. Doch aus dem Polizeiauto steigt ihr Opfer aus. Da flüchten die vier feige.

Einer ist zu langsam: Die Polizei nimmt ihn fest und sammelt seine drei Kumpane schliesslich im Pfefferbett Hostel gleich um die Ecke ein. Dort war die Ergänzungsfach-Klasse für drei Nächte untergebracht. Zwei Lehrer waren auf der Exkursion dabei.

Eigentlich wäre in der Herberge schon um 22 Uhr Bettruhe gewesen. «Die Lehrer können ja nicht an jeder Tür stehen und lauschen», sagt Rektor Rohr. «Die Leute sind ja schon 18!»

In der Gefangenensammelstelle wird den vier Berner Gymi-Schülern Blut abgenommen. Beweismaterial, damit man nachweisen kann, ob sie betrunken oder high waren.

Danach wurden sie freigelassen und konnten mit ihren Mitschülern zurück nach Köniz BE reisen. Mit einem Strafermittlungsverfahren wegen schweren gemeinschaftlichen Raubes am Hals. «Wir haben keinen Zweifel am Tathergang», sagt ein Sprecher der Berliner Polizei.

Heute müssen die vier Prügelschüler beim Rektor Red und Antwort stehen.

* Namen der Redaktion bekannt

«Nicht tolerierbar»
Bern – Der Vorfall in Berlin ist so schwerwiegend, dass sich gestern auch der Berner Erziehungsdirektor Bernhard Pulver dazu äusserte. Die vier Schüler seien bis anhin nicht negativ aufgefallen. Ihr Verhalten in Berlin sei aber keinesfalls tolerierbar. Weiter sagte der Regierungsrat, dass der Klasse vor der Reise schriftlich Verhaltensregeln vorgelegt worden seien: «Alle Massnahmen, die nach dem Fall München eingeführt wurden, sind ergriffen worden.» Pulver machte darauf aufmerksam, dass volljährigen Schülern nicht verboten werden könne auszugehen. Die Diskussion, ob Klassenreisen überhaupt noch durchgeführt werden sollen, will er den Schulen überlassen. Er betonte, dass «99,9 Prozent aller Schülerinnen und Schüler» keine Probleme machten.
Bern – Der Vorfall in Berlin ist so schwerwiegend, dass sich gestern auch der Berner Erziehungsdirektor Bernhard Pulver dazu äusserte. Die vier Schüler seien bis anhin nicht negativ aufgefallen. Ihr Verhalten in Berlin sei aber keinesfalls tolerierbar. Weiter sagte der Regierungsrat, dass der Klasse vor der Reise schriftlich Verhaltensregeln vorgelegt worden seien: «Alle Massnahmen, die nach dem Fall München eingeführt wurden, sind ergriffen worden.» Pulver machte darauf aufmerksam, dass volljährigen Schülern nicht verboten werden könne auszugehen. Die Diskussion, ob Klassenreisen überhaupt noch durchgeführt werden sollen, will er den Schulen überlassen. Er betonte, dass «99,9 Prozent aller Schülerinnen und Schüler» keine Probleme machten.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?