Berliner Verkehrsbetriebe treten ins Fettnäpfchen
Station Mohrenstrasse wird neu nach Antisemit benannt

Seit Jahren wird der Name der Station kritisiert. Nun wird die U-Bahnhaltestelle «Mohrenstrasse» in Berlin noch in diesem Jahr in «Glinkastrasse» umbenannt. Doch auch der neue Name sorgt für grossen Ärger. Der Namensgeber selbst war ein Judenhasser.
Publiziert: 07.07.2020 um 11:52 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2020 um 14:39 Uhr
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Schon seit Jahren wird über den Namen der U-Bahnstation in der Berliner Innenstadt diskutiert.
Foto: keystone-sda.ch

Ein einziger Twitter-Beitrag löste in der Schweiz ein Beben der Entrüstung aus. Das Wort «Mohrenkopf» ist rassistisch. Daraufhin reagierte die Migros und nahm den Mohrenkopf von Dubler aus dem Sortiment — weitere Händler folgten und kündigten ebenfalls. Doch Robert Dubler (72) hält bis heute am Namen seines Produkts fest.

Auch in Berlin gibt es seit Jahren eine Rassismusdebatte. Dabei geht es um die «Mohrenstrasse» und deren gleichnamige U-Bahnstation. Doch dort reagierten jetzt die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und teilten mit: Die Station werde noch dieses Jahr in den Namen der dort ebenfalls verlaufenden Glinkastrasse unbenannt.

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Operstück von Glinka strotze vor Antisemitismus

«Als weltoffenes Unternehmen und einer der grössten Arbeitgeber der Hauptstadt lehnt die BVG jegliche Form von Rassismus oder sonstiger Diskriminierung ab», begründet die BVG in einer Mitteilung. Man habe sich aus Verständnis und Respekt für die teils kontroverse Debatte um den Strassennamen für eine Umbenennung entschieden, schreibt die BVG weiter.

Nun heisst die U-Bahn Station also Glinkastrasse. Diese erinnert an den russischen Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka, der von 1804 bis 1857 lebte und schliesslich in Berlin starb. Und genau da liegt das Problem: Glinka soll seiner Zeit ein russischer Nationalsozialist und bekennender Antisemit gewesen sein, wie die «Bild» berichtet.

So soll beispielsweise seine Oper «Fürst Cholmski» aus dem Jahr 1840 von einer jüdischen Verschwörung im Zarenreich handeln. Mittlerweile wird das Stück nicht mehr aufgeführt. Die «Berliner-Zeitung» schreibt über die Oper, sie strotze vor Antisemitismus. (sib)



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