Beim Unfall-Drama in Spanien schrie Edgar Oehlers Frau
«Wir sterben alle»

Drei aufwühlende Tage in der Schweiz. Hier versucht Edgar Oehler Kraft zu tanken, die er seiner Marianne bringen will.
Publiziert: 07.05.2010 um 10:44 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:10 Uhr
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Von Adrian Schulthess

Unternehmer Edgar Oehler (68) ist zurück in der Schweiz: Am Mittwochabend charterte er ein Flugzeug, flog zusammen mit Tochter Caroline (24) und Neffe Patrick (29) heim.

Aber in Gedanken ist er immer noch in Spanien. In Valencia und Alicante, bei seiner Frau Marianne (58), seiner Tochter Andrea (27) und ihrem Freund Michael (29). Ihnen geht es nach dem schweren Autounfall schlecht.

Der Audi raste mit Tempo 180 heran

Rasende Verbrecher knallten am Dienstagnachmittag auf der Autobahn AP-7 bei Alicante mit einem Audi gegen den Minivan, in dem die Familie des Chefs der Arbonia-Forster-Gruppe unterwegs zu einem Golf-Resort war (Blick.ch berichtete). Sein Chauffeur Fritz erzählte Edgar Oehler, was beim Unfall passierte.

«Fritz hatte 110 Stundenkilometer auf dem Tacho, sah plötzlich diesen Audi im Rückspiegel, der über die Autobahn schoss, mit sicher 180 Sachen. Sein Minivan wurde plötzlich in die Luft geschleudert, drehte sich um die eigene Achse. ‹Wir sterben alle!›, soll Marianne geschrien haben.»

Seine Frau liegt noch immer im künstlichen Koma

Fast ein Wunder: Alle Insassen überleben den Unfall.

Doch der Arm von Oehlers Frau Marianne ist in Gefahr, muss vielleicht amputiert werden. Die Ärzte wollen ihn retten. Sie liegt immer noch im künstlichen Koma.

«Es stehen noch viele Operationen an. Die Ärzte sagen, dass sie frühestens in drei Wochen in die Schweiz verlegt werden kann. Ich habe noch nie so viele Schläuche gesehen an einem Menschen. Ein schrecklicher Anblick. Es ist schwierig, am Bett zu sitzen. Es tut weh.»

«Ich bin dankbar, dass niemand gestorben ist»

Der Gedanke, dass seine Frau einen Arm verlieren könnte, lässt Oehler nicht mehr los.

«Ich habe erst jetzt Zeit, darüber nachzudenken. Überlege mir, was das bedeutet: Im Garten arbeiten. Kochen. Tennisspielen, Golf, alles wäre vorbei. Auch das Autofahren! Wir leben doch auf dem Land, da ist man auf das Auto angewiesen. Ich bin dankbar, dass niemand gestorben ist. Aber der Gedanke an den Arm macht mir Angst.»

Tochter steht unter Schock

Edgar Oehlers Tochter Andrea geht es etwas besser. Nach dem Unfall versetzten die Ärzte sie in ein künstliches Koma. Wegen inneren Blutungen, weil die Knochen hinter ihren Augen gebrochen waren. Jetzt wurde sie aufgeweckt. Die Aufwachphase verlief schwierig.

«‹Was ist mit Mami?›, schrie sie, ‹kümmert euch nicht um mich, kümmert euch um sie!› Sie steht unter Schock. Mitte nächster Woche, sagen die Ärzte, könne man an eine Verlegung in die Schweiz denken», so Oehler.

Auch ihr Freund Michael – seine Schulter ist gebrochen – muss noch in Spanien bleiben.

«Sie soll nicht alleine aufwachen müssen»

Oehler will sich mit seinen Töchtern bei der Betreuung der Verunfallten abwechseln. «Ich reise am Sonntag wieder nach Spanien. Wir wollen, dass immer jemand bei ihnen ist. Obwohl Marianne im Koma liegt. Sie soll nicht alleine aufwachen müssen.»

Auch den gestrigen BLICK hat der Wirtschaftskapitän gesehen. «Als ich die Seite mit dem Artikel sah, konnte ich nicht hinschauen. Ich musste mich abwenden, sonst wären mir die Tränen gekommen. In so einer Situation erlebt man Gefühle, die man gar nicht kannte», sagt Oehler.

«Aber es ist richtig, dass über den Unfall geschrieben wird. Die vielen Reaktionen, die ich erhalte, zeigen mir das. Meine Mailbox explodiert. Geschäftspartner melden sich, sogar aus den USA und Singapur. Menschen aus der Schweiz, die ich gar nicht kenne. Und sogar Konkurrenten. Jetzt ist das Geschäft nur zweitrangig. Das gibt mir Kraft.»

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