Lebt seit 61 Jahren in den USA
Doktor will Pass erneuern – Behörden entziehen Staatsbürgerschaft

61 Jahre lang lebte und arbeitete Siavash Sobhani in den USA. Nun hat ihm sein Geburtsland die Staatsbürgerschaft entzogen – wegen eines Behörden-Chaos.
Publiziert: 26.11.2023 um 18:36 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2023 um 18:42 Uhr
Siavash Sobhani steht plötzlich ohne Pass da.
Foto: Siavavashsobhani.com
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Vor 61 Jahren wurde Siavash Sobhani im US-Bundesstaat Virginia geboren. Er verbringt sein Leben dort, studiert, arbeitet als Doktor. Nun ist er plötzlich staatenlos. 

Der Grund: Sobhani wollte seinen Pass erneuern. Dafür meldete er sich wie gewohnt bei den Behörden. Wie die «Washington Post» berichtet, hatte er seinen Pass bereits mehrmals in den vergangenen Jahrzehnten erneuert. Im Februar 2023 meldete er sich für eine Erneuerung – rechtzeitig vor einer Familienreise im Juli. 

Doch anstatt eines Passes erhielt er ein Schreiben vom Aussenministerium der Vereinigten Staaten. Die US-Staatsbürgerschaft werde ihm entzogen, zitiert die «Post» aus dem Brief. Diese sei ihm bei seiner Geburt vor 61 Jahren «lediglich aus Versehen» erteilt worden, weil sich sein Vater als iranischer Diplomat zu diesem Zeitpunkt in den USA aufhielt. Nun könne sich Sobhani über eine Webseite anmelden und einen Antrag ausfüllen, um im Land bleiben zu können. 

Fehler blieb jahrzehntelang unbemerkt

«Ich bin Arzt, habe mein ganzes Leben hier verbracht», erzählt er im Gespräch mit der Zeitung. Er habe stets seine Bürgerpflichten erfüllt, sei immer bei der Arbeit gewesen. «Wenn einem dann nach 61 Jahren gesagt wird: ‹Oh, da ist ein Fehler passiert, Sie sind kein US-Bürger mehr ›, dann ist das wirklich schockierend.»

Nun wartet der Arzt auf ein Gespräch bei den Behörden, hofft auf ein Bleiberecht. Und das in dem Land, in dem er seit seiner Geburt lebt. Eine «frustrierende und beunruhigende Situation», so Sobhani. Denn: Solange er auf einen Entscheid der Behörden wartet, darf er nicht ins Ausland reisen. Auf dem Papier ist «US-Bürger» Sobhani derzeit staatenlos. 

Laut dem Brief erhalten Kinder von ausländischen Diplomaten nicht die Staatsbürgerschaft der USA. Wie der Fehler in den letzten Jahrzehnten unbemerkt bleiben konnte, wissen die Behörden nicht. 

Hochzeit seines Sohnes ohne ihn?

Immerhin: Auch die Politik hat die Lücke nach dem Bekanntwerden des Falls bemerkt. Der demokratische Abgeordnete Gerry Connolly (73) schrieb einen Brief an die Behörden mit der Bitte, den Fall entsprechend zu berücksichtigen. «Ich vertraue darauf, dass Sie als Behörde verstehen, wie schwierig es sein muss, ein ganzes Leben lang US-Staatsbürger zu sein, nur um dann herauszufinden, dass Sie es eigentlich gar nicht waren.»

Sobhani hofft nun darauf, dass er in den nächsten sechs Monaten seine Staatsbürgerschaft wieder zurückkriegt. Ob das realistisch sei, wisse er aber nicht. Im kommenden Jahr heiratet Sobhanis Sohn in Portugal. Spätestens dann, so hofft der Arzt, möchte er wieder ins Ausland reisen können. Ob das klappen wird? Ungewiss. (zis)


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