In der Hansestadt Hamburg gehört ab Montag nicht überall im öffentlichen Raum Maskenpflicht. Schutzmasken müssen je nach Hausnummer und Quartier getragen werden. Wie die Stadtverwaltung ankündigte, gilt zum Wochenbeginn auf gewissen öffentlichen Wegen, Strassen und Plätzen Maskenpflicht. Mit jeweils auch zeitlicher Begrenzung, je nach Tageszeit.
So heisst es «Maske auf»: «Auf dem Hans-Albers-Platz einschliesslich der Friedrichstrasse im räumlichen Bereich zwischen und einschliesslich den Hausnummern 11 beziehungsweise 24 bis 21 beziehungsweise 28, freitags, sonnabends sowie an Feiertagen und tags zuvor, jeweils von 18 Uhr bis 4 Uhr am Folgetag.»
«Tickt ihr eigentlich noch sauber?», fragt ein enervierter Hamburger auf Twitter. «Wer soll sich denn diesen Flickenteppich an Orten und Zeiten merken können.» Das sei ja wie eine Komikernummer von Karl Valentin, antwortet ein User.
Sperrzone Madrid
Unverständnis auch in der spanischen Hauptstadt Madrid, die seit einer Woche abgeriegelt ist – als erste europäische Grossstadt überhaupt. Am Donnerstag erklärte ein Gericht die Abschottung für rechtswidrig. Rund 80'000 Madrilenen nutzten ein 24-Zeitfenster, um mit teilweise vollbepackten Autos und Familien aus der Stadt zu fliehen. Das berichtete die Zeitung «La Vanguardia».
Seit Freitag stehen jedoch wieder rund 7000 Polizisten im Einsatz, um die Ausfallstrassen sowie Bahnhöfe und den Flughafen zu kontrollieren und die Abriegelung durchzusetzen. Menschen in Madrid reagieren empört auf das Hin und Her der Massnahmen. «Man weiss nicht mehr, was Sache ist», wird eine ältere Frau zitiert. «Die Politiker machen uns alle verrückt».
Wenigstens das Gastgewerbe freut sich auf höhere Umsätze. Am Montag ist Nationalfeiertag, trotz verlängertem Wochenende sitzen die meisten Madrilenen in der Hauptstadt fest. Die Sperrzone gilt für zunächst zwei Wochen und umfasst auch acht Vororte.
Gratwanderung der Verantwortlichen
Im Norden Englands sind neue Regeln gekommen und wieder verschwunden – und wieder gekommen. Die Zahl der Neuansteckungen steigt. «Die Menschen sind sehr verwirrt», sagte Robert West, Professor für Gesundheitspsychologie an der University of College London, der «New York Times». «Ich könnte meine Hand nicht auf mein Herz legen und sagen, dass ich die Regeln kenne», so West.
Erschöpfung und Frust über Corona-Einschränkungen im Alltag wachsen. Verantwortliche haben abzuwägen, wie weit sie gehen können, um weiterhin auf das Verständnis der Menschen zählen zu können. «Diesmal wird es viel schwieriger», sagte Cornelia Betsch, Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt.
Betsch spricht von «Pandemie-Ermüdung». Auch wo Auflagen Sinn machen: Regierungen und Behörden scheinen vor der wachsenden Herausforderung zu stehen, neue Massnahmen durchzusetzen, um das Virus zu verlangsamen und neue Lockdowns zu verhindern. (kes)