1945 wurde sie als junge Frau von den Alliierten befreit – nun ist die Holocaust-Überlebende Lily Ebert (98) bereits zum 35. Mal Urgrossmutter geworden. Stolz hält sie ihren kleinen Urenkel auf dem Arm. Ein Video auf Tiktok geht gerade um die Welt. Dov Forman (18), einer ihrer vielen anderen Urenkel, betreibt mit der 98-Jährigen einen Account auf Tiktok mit über 1,6 Millionen Followern.
Dort klären sie Nutzerinnen und Nutzer über den Holocaust auf und beantworten ganz unverblümt alle möglichen Fragen zum Thema. Die beiden haben auch gemeinsam ein Buch herausgebracht, zu dem Prinz Charles das Vorwort beisteuerte.
Es gibt auch ein Bild, wie Lily Ebert den kleinen Dov Forman einst in den Armen hielt. Stolz veröffentlichte der Urenkel das Foto aus dem Jahr 2003 auf Twitter. Und dazu ein Zitat seiner Uroma. «Babys sind die beste Rache an den Nazis.»
«Sie hat ihr ganzes Leben der Aufklärung über den Holocaust gewidmet», sagte Forman. Seine Uroma habe gemeinsam mit anderen Überlebenden Schulen, Unternehmen und Organisationen besucht. «Ich habe mir selbst versprochen: Solange ich lebe, werde ich künftigen Generationen meine Geschichte erzählen», sagte Ebert.
Flucht über die Schweiz nach Grossbritannien
Für jede Urgrossmutter sei es etwas Besonderes, einen Enkel im Arm zu halten, sagte die in London lebende Ebert der Nachrichtenagentur PA. Doch für sie als Holocaust-Überlebende sei es umso spezieller. «Ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffe. Ich musste zuallererst überleben, dann dieses Alter erreichen. Die Nazis wollten uns töten, und wir haben gezeigt, dass es ihnen nicht gelingt.»
Ebert wurde 1923 in Ungarn geboren und 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Ihre Mutter, ihr jüngerer Bruder und eine Schwester wurden dort ermordet.
Mit zwei weiteren Schwestern kam Ebert nach vier Monaten zur Zwangsarbeit in eine Munitionsfabrik bei Leipzig, wo sie von US-Truppen befreit wurde. Über die Schweiz und Israel gelangte sie 1967 mit drei Kindern nach Grossbritannien. (SDA/chs)