Jochen S.* (53) war mit seiner Hündin Gina draussen, als die Handschellen klickten. An seinem Wohnort, dem Dorf Ofterdingen im deutschen Bundesland Baden-Württemberg, nahm die Polizei vergangenen Freitagnachmittag den Babybrei-Vergifter fest, der Süddeutschland über Tage in Atem gehalten hatte.
Der Deutsche sitzt nun in U-Haft. Er hat gestanden, der Gesuchte zu sein, der mehrere deutsche Supermärkte mit vergifteten Lebensmitteln erpresst hat. Seine Forderung: 10 Millionen Euro – oder er würde weitere vergiftete Nahrungsmittel in Umlauf bringen.
Gescheiterter Unternehmer mit Schuldenberg
Doch was trieb den Mann zu dieser Tat? Obwohl der Mann erst eisern schwieg, wird nun langsam deutlicher, welches Motiv wohl hinter der Erpressung steckte. Recherchen der deutschen Zeitung «Bild» zeigen: Der Verhaftete ist seit 30 Jahren pleite. Offenbar versuchte sich der 53-Jährige mehrfach als Unternehmer – mit Projekten wie einem Fitnessstudio, einer Künstleragentur oder Putzfirma häuften sich Schulden an, die er nicht mehr begleichen konnte.
Doch auch zwischenmenschlich hätte er seine Probleme gehabt: «Er ist mit allem gescheitert, was er im Leben angepackt hat», sagt ein Ermittler, der nicht näher genannt wird, nach ersten Verhören zu «Bild». «Er hatte Beziehungen, die scheiterten, zu einer Ehe hat es nie gereicht. Es geht ihm um Macht und Dominanz.»
Wegen Betrugs und Gewaltdelikten wurde Jochen S. bereits vorbestraft. Auch hinter Gittern wirkte der Verhaftete aggressiv und verschlossen. Grimmig habe er auch zu Hause gewirkt, erzählt ein Nachbar gegenüber dem «Stern». «Er hat sich oft wegen irgendeiner Nichtigkeit aufgeregt.»
Gegen den Mann läuft ein Verfahren wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung. (lha/hah)