«Mir drohen in Thailand zwei Monate Gefängnis.» Dies schreibt Florian Urfer (42) Mitte April an die Schweizer Konsulardienste, wie «swissinfo» berichtet. Der Walliser lebt mit seiner thailändischen Frau seit zehn Jahren auf der Insel Koh Chang. Azurblaues Meer, sattgrüner Dschungel, weisser Strand. Ein Ferienparadies.
Urfer hat einst für die Schweizer Volleyball-Nationalmannschaft gespielt. In Koh Chang will er etwas vom Erfolg zurückgeben, hat einen Sport-Campus eröffnet, den die einheimische Bevölkerung kostenlos benutzen darf. Seine Frau besitzt eine Kunsthandwerk-Boutique.
Verhaftung um 22.20 Uhr
Gemeinsam sitzen sie am 10. April abends um 22.20 Uhr vor ihrer Haustür, essen Suppe. Da taucht die Polizei auf. Urfers werden für eine Nacht inhaftiert. Die beiden hatten gegen die Ausgangssperre verstossen, die in Thailand seit einer Woche gilt. Zwischen 22 Uhr und 4 Uhr darf niemand vor die Tür. Die Regierung will so das Coronavirus bekämpfen.
Thailand ist kaum vom Virus betroffen. Bis heute wurden 3351 Corona-Infizierte und 58 Todesfälle gemeldet. Seit Ende Mai wurde keine einzige lokale Infektion mehr gemeldet. Vielleicht auch, weil Corona-Sünder stark bestraft werden. Seit Beginn der Ausgangssperre wurden rund 40'000 Personen verhaftet.
Auf sich alleine gestellt
Florian Urfer und seine Frau werden nach einer Nacht vorläufig entlassen. Gegen eine Kaution von 80'000 Baht (rund 2700 Franken, der durchschnittliche Jahreslohn eines Thai). Am 12. Mai hätten sie ins Gefängnis gemusst – für zwei Monate. Florian Urfer legt Berufung ein, die Strafe wird auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Bis zu einem Urteil dürfen sie sich nicht von Koh Chang entfernen, die Pässe wurden dem Schweizer und der Thailänderin abgenommen.
Das Schweizer Aussendepartement (EDA) kann den beiden nicht helfen. Man mische sich nicht in laufende Gerichtsverfahren im Ausland ein, teilt das EDA «swissinfo» mit.
«Regeln müssen respektiert werden»
Zu BLICK sagt Florian Urfer: «Ich möchte das Land nicht kritisieren. Ich lebe hier, liebe die Menschen. Regeln müssen respektiert werden und die Richter werden entscheiden, ob wir welche gebrochen haben». Für ihn sei das Leben derzeit aber hart, weil die Touristen ausbleiben und er nicht weg kann. «Normalerweise würde ich in die Schweiz zurück, um meine Familie ernähren zu können. Aber ohne Pass geht das nicht.»
Deshalb müssten sie derzeit ihre Ausgaben stark reduzieren und nur das Minimum ausgeben. Urfer hofft, dass die Richter gnädig sein werden. «Ich möchte meine Organisation weiterführen, es gibt noch viel zu tun.» Um ihren guten Willen zu beweisen, hat Urfers Frau angefangen, Schutzmasken anzufertigen. Ansonsten können die zwei nichts machen – nur warten und hoffen.