Auf deutsche Autos und französischen Käse
Brexit-Boris droht jetzt wie Trump mit Strafzöllen

Briten-Premier Boris Johnson will der EU und den USA offenbar mit hohen Zöllen drohen. Er hat einen guten Grund.
Publiziert: 27.01.2020 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2020 um 08:54 Uhr
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Wenn er sich da mal nicht verrechnet: Boris Johnson droht mit Strafzöllen.
Foto: AFP
Fabienne Kinzelmann

Der Countdown läuft. Noch vier Tage bis zum «B-Day»: Am Freitag um Mitternacht (Schweizer Zeit) treten die Briten aus der Europäischen Union aus. Mit dem Februar beginnen die Verhandlungen über die künftige Beziehung zwischen der Insel und der Staatengemeinschaft.

Und Brexit-Boris lässt die Muskeln spielen! Kaum ist die Tinte unter seinem Brexit-Deal getrocknet, kündigt der britische Premierminister Boris Johnson (55) heftige Zölle an. Er will bis zu zehn Prozent auf deutsche Autos und 30 Prozent auf bestimmte französische Käsesorten. Das offenbarte er Kabinettsmitgliedern offenbar vergangenen Donnerstag.

Beim Handelsabkommen gilt «America First»

Offiziell ist noch nichts. Die britische Regierung hat aber angekündigt, ihre Wünsche für ein Handelsabkommen bald zu veröffentlichen. «Wir werden im nächsten Monat die Ziele für die Verhandlungen genauer festlegen», sagte Brexit-Minister Steven Barclay (47) am Wochenende der BBC. «Das Ziel ist eine Null-Zoll-, Null-Kontingent- und weitgehend ehrgeizige Handelspolitik, aber parallel zu unseren Gesprächen mit dem Rest der Welt. Und insbesondere mit den USA.»

Das beruht auf Gegenseitigkeit. Trumps Mann in Bern, US-Botschafter Edward McMullen (55), sagte BLICK am Rande eines Interviews in der vergangenen Woche in Davos: «Die Priorität des US-Präsidenten in Sachen Handelsabkommen liegt auf Grossbritannien.»

Zölle sind geschickter Schachzug

Vorher aber will Brexit-Boris offenbar seine Verhandlungsposition stärken. Denn nicht nur in Richtung EU gibt Johnson den Trump. Auch den US-Präsidenten – den Meister der Androhung von Strafzöllen – hat er im Visier: Die Briten wollen offenbar auch den USA Zölle androhen.

Eine geschickte Strategie. Denn beide Länder exportieren mehr Waren nach Grossbritannien als andersrum. Die EU-Länder führen Waren ins Vereinigte Königreich aus, deren Gesamtwert die britischen Exporte in die EU um etwa 119 Milliarden Franken übersteigt. Mit den USA beträgt die Differenz immerhin rund 15,5 Milliarden Franken.

Die Aussicht auf Zölle ist also für beide Handelspartner keine schöne. Und könnte dazu führen, dass die USA und innerhalb der EU besonders betroffene Länder wie Deutschland und Frankreich einknicken und den Briten dicke Zugeständnisse machen.

Brexit-News

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.

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