Auch Corona kann Klimawandel nicht aufhalten
Trotz Corona-Lockdown CO₂-Rekordwerte gemessen

Neben all den Schreckensmeldungen während der Corona-Krise herrschte unter Klimaschützern die leise Hoffnung, dass der globale Stillstand wenigstens dem Klima nützt. Jetzt gemessene, neue CO₂-Rekordwerte zerschlagen diese Hoffnungen.
Publiziert: 17.05.2020 um 11:35 Uhr
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Der globale Anstieg an Kohlendioxid-Emissionen geht weiter.
Foto: imago images

Es ist ruhig geworden um Klima-Ikone Greta Thunberg (17). In Zeiten von Corona und geschlossenen Grenzen sitzt die junge Schwedin in ihrer Heimat fest – von wo aus sie die Klimaschutzbewegung Fridays for Future virtuell anführt. Klimastreiks sind unter dem Hashtag #ClimateStrikeOnline aufs Netz gegangen. Und während die Klimajugend umso energischer im Internet und in sozialen Medien gegen den Klimawandel kämpft, sind überraschende Daten bekannt geworden: Trotz Corona-Lockdown wird ein Rekord beim CO₂-Wert verzeichnet. Die Konzentration in der Atmosphäre steigt möglicherweise bloss etwas langsamer. Das meldet das Deutsche Klima-Konsortium. Der globale CO₂-Gehalt sei trotz Corona «weiterhin auf Rekordkurs».

Seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie herrschte unter Klimaschützern auch gewissen Erleichterung, dass der zusammengebrochene weltweite Reiseverkehr wenigstens der Erholung des globalen Klimas nützt. Airlines blieben am Boden, Grenzen sind gesperrt. Menschen auf der ganzen Welt bleiben wegen Corona zu Hause. Menschen können heute nicht, sie müssen aufs Fliegen verzichten. Fotos machten die Runde, wonach vom stets luftverschmutzten Delhi aus neuerdings sogar der Himalaya zu sehen sei. Trotz der Hoffnungen: Beim CO₂ werden neue Rekordwerte gemessen.

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Laut der auf dem Vulkan Mauna Loa in Hawaii seit 1974 erhobenen Daten weist das Jahr 2020 neue Rekordwerte auf. Das haben auch Messungen auf der Zugspitze ergeben.

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Corona hilft dem Klima kaum

Die kurzzeitigen, durch Corona-Lockdowns verursachten CO₂-Reduktionen hätten keinen nachweisbaren Effekt auf den Klimawandel, schreibt das Konsortium. Dazu wären dauerhafte, strukturelle Änderungen erforderlich.

Nötig wäre offenbar eine radikale Umkehr. Denn obwohl die Emissionen kurzfristig gesunken sind, steigt der CO₂-Gehalt in der Atmosphäre weiter an. Dies habe langen Verweildauer von ausgestossenem CO₂ in der Luft zu tun. Rund die Hälfte verweile ungefähr ein Jahrhundert in der Luft. «Nur ein vollständiger und dauerhafter Stopp der Emissionen führt zu einer Stabilisierung des CO₂-Gehalts und längerfristig zu seiner Verringerung», folgert das Klima-Konsortium.

Die Mehrheit der Wissenschaftler scheint sich sicher, dass es dieser Wert der atmosphärischen CO₂-Konzentration ist, der hauptsächlich für den globalen Temperaturanstieg ausschlaggebend ist. Klimawissenschaftler Martin Stendel vom Dänischen Meteorologischen Institut (DMI) erklärte der «Bild», dass man inzwischen eine Abschätzung machen könne, wie viel weniger Kohlendioxid wegen Corona in die Atmosphäre gelangt sei: «Das sind etwa acht Prozent.» Daher werde der CO₂-Anstieg «ein wenig verlangsamt». (kes)

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