Das Video ist schon ein paar Wochen alt, doch die dramatische Botschaft des amerikanischen Arztes Kenneth Remy (43) bleibt die gleiche und ist brandaktuell: Der auf einer Intensivstation in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri arbeitende Remy hat auf Twitter ein Kurzvideo veröffentlicht, das unter die Haut geht. Gefilmt hat es der Mediziner aus der simulierten Perspektive eines Patienten, der an Covid-19 stirbt und gerade seine letzte Minute erlebt.
Der Todeskampf von am Coronavirus erstickenden Menschen erfolgt abseits, unter Ausschluss von Kameras und der Öffentlichkeit. Das Virus hat das Leben praktisch aller Menschen der Welt verändert. Man hört von stetig steigenden Todeszahlen, doch der Covid-Tod selbst bleibt eine abstrakte Vorstellung. «So sieht es aus, wenn Sie 40-mal pro Minute atmen und einen Sauerstoffgehalt haben, der weit unter 80 sinkt. So wird es aussehen», sagt Remy mit Brille, Atemmaske und Schutzkleidung, wenn man das Virus nicht ernst nehme.
Remy verbittet sich den Vorwurf, unnötig Panik zu machen. Er will veranschaulichen. «Dies ist keine Angstmacherei. Das ist echt», sagt er in die Kamera. «Ich hoffe, dass die letzten Momente Ihres Lebens nicht so aussehen», fährt er fort und hält einen Kehlkopfspiegel und einen Schlauch in die Kamera, die zur Beatmung verwendet werden.
«Ich möchte nicht die letzte Person sein, die in Ihre Augen schaut»
Er leuchtet mit einem Licht in die Kamera, wie um zu prüfen, ob die Pupillen des fiktiven Patienten noch reagieren. Reagiert die Pupille nicht auf Lichteinfall, handelt es sich um die letzten Momente eines Sterbenden.
«Das ist es, was Sie am Ende Ihres Lebens sehen werden», erklärt Remy, wenn Menschen nicht anfangen würden, Masken zu tragen, Hygieneregeln und Schutzmassnahmen einzuhalten, wenn sie in der Öffentlichkeit unterwegs seien.
Er habe auf der Intensivstation zu viele Menschen sterben gesehen, sagte der Arzt dem Magazin «People». Daher entschloss er sich, dieses Video zu machen. «Bitte hören Sie zu, denn es ist schlimm. Ich möchte nicht die letzte Person sein, die in Ihre angsterfüllten Augen schaut.»