Tausendfach laden Nutzer in Russland derzeit die Online-Enzyklopädie Wikipedia herunter. Sie befürchten offenbar eine Sperre des Dienstes in ihrem Land. Das berichtet die Plattform «Slate.com».
Gemäss dem Bericht sei eine 29 Gigabyte grosse Datei mit allen Einträgen des russischen Wikipedias allein in den ersten zwei Märzwochen über 100'000 Mal heruntergeladen worden. Das entspreche einem Anstieg von über 4000 Prozent gegenüber dem Januar, also noch vor dem Ukraine-Krieg.
Für den Download wird die spezielle Software Kiwix benutzt. Dabei handelt es sich um ein Programm, das Seiten wie Wikipedia legal herunterlädt und auch ohne Internetverbindung zur Verfügung stellt. Kiwix wurde ursprünglich für Regionen entwickelt, die über einen schlechten Empfang oder gar kein Internet verfügen.
Artikel über «Russischer Überfall auf die Ukraine» beanstandet
Mittlerweile nutzen aber vor allem Russen die Software. Laut Angaben der Software-Firma stammen heute über 40 Prozent der Nutzer aus Russland. Zum Vergleich: Im letzten Jahr waren es nur gerade zwei Prozent.
Der russische Präsident Wladimir Putin (69) griff in der letzten Zeit hart durch und liess diverse Internet-Seiten sperren. So wurden unter anderem Facebook, Instagram sowie die Newsseite «Euronews» blockiert. Als Grund wurden die «Verbreitung von Falschnachrichten über die militärische Spezial-Operation» in der Ukraine angegeben.
Auch Wikipedia ist bei den russischen Behörden bereits ins Visier geraten. So hatte die Medienaufsicht den Wikipedia-Eintrag «Russischer Überfall auf die Ukraine» beanstandet. Die Auflistung von Opfern, sowohl auf militärischer als auch auf ziviler Seite, sei falsch, argumentierten russische Behörden. (zis)