Vor elf Wochen präsentierte Valerie G.* auf Instagram stolz ihren Babybauch. Und schrieb dazu folgenden Text: «Das waren die 40 besten Wochen überhaupt. Unsere Tochter ist jetzt einen Monat alt. Von ihrem Papa hat sie ihre ersten Blumen bekommen. Es ist ein vollkommen neues Niveau von Glückseligkeit.»
Jetzt sind das Mami und ihr drei Monate altes Kind nicht mehr am Leben. Sie wurden am Samstag bei einem russischen Raketenangriff auf die Stadt Odessa getötet.
Ein paar Wochen vor ihrem Tod veröffentlichte Valerie G. noch einen letzten Instagram-Post. Ohne es zu wissen, beschrieb sie darin ihr eigenes Schicksal: «Der Teufel ist hier. Putin tötet Ukrainer mit Raketen. Zivilisten und Kinder sterben heute.»
Präsident Wolodimir Selenski (44) zeigte sich in einer Pressekonferenz schockiert über den Tod des Säuglings, der nur wenige Woche auf dieser Erde leben durfte. In seiner Wut über die Russen sagte er: «Sie sind einfach Bastarde. Ich habe keine anderen Worte dafür, einfach Bastarde.»
Raketenangriffe sind «Terror»
Die Angriffe auf ukrainische Städte hielten auch über das orthodoxe Osterfest am Wochenende an. Die Zahl der Toten durch Luftangriffe in der Schwarzmeer-Metropole Odessa am Samstag stieg nach Angaben aus Kiew auf mindestens acht. 18 bis 20 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte Selenski. Nach seinen Angaben wurden insgesamt sieben russische Raketen auf Odessa abgefeuert. Dabei sei ein Wohngebäude getroffen worden.
Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba (41) schrieb auf Twitter, einziges Ziel der Raketenangriffe auf Odessa sei «der Terror».
Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte seinerseits, die russischen Streitkräfte hätten mit «Hochpräzisionsraketen» ein Waffendepot der ukrainischen Armee nahe Odessa zerstört. Dort sei ein «bedeutsames» Arsenal von aus den USA und europäischen Staaten gelieferten Waffen gelagert gewesen.
Putin will neben Mariupol auch Odessa erobern
Der russische Generalmajor Rustam Minnekajew hatte am Freitag angekündigt, Ziel der nun eingetretenen «zweiten Phase» der Militäroperation in der Ukraine sei die Eroberung des Donbass und des Südens. Neben einer Landverbindung zur annektierten Krim-Halbinsel würde so auch eine bessere Unterstützung für prorussische Separatisten in Transnistrien in der Republik Moldau ermöglicht, erklärte er.
Diese von russischen Nachrichtenagenturen verbreiteten Äusserungen deuten darauf hin, dass Moskau neben der Einnahme der seit Wochen heftig umkämpften Hafenstadt Mariupol auch die Eroberung von Odessa anstrebt.(vof/AFP)
* Name bekannt