Amerikas Wirtschaft im Sinkflug
Starinvestor Ray Dalio (72) sagt den USA einen Bürgerkrieg voraus

Für den erfolgreichen amerikanischen Hedgefonds-Manager Ray Dalio ist klar: Den USA stehen schwierige Zeiten bevor. Wirtschaftlich sieht er das Land im Niedergang, und in der Politik könnte bei der nächsten Präsidentschaftswahl das blanke Chaos ausbrechen.
Publiziert: 10.06.2022 um 19:20 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2022 um 20:50 Uhr
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Die USA sind das mächtigste Land der Welt. Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs führen sie unbestritten den Westen an.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Die USA sind das mächtigste Land der Welt. Seit dem Ende des zweiten Weltkrieg führen sie unbestritten den Westen an. Obwohl bereits oft krisengeschüttelt, hat das Land bisher allen Widrigkeiten getrotzt.

Doch die glorreiche Zeit der Supermacht könnte schon bald ein jähes Ende finden. Das zumindest meint der schwerreiche amerikanische Hedgefonds-Manager Ray Dalio (72). Er sagt den USA dunkle Zeiten voraus.

Bürgerkrieg scheint nicht unwahrscheinlich

«Die finanziellen und politischen Probleme sind schon jetzt offensichtlich. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass daraus ein Bürgerkrieg wird», sagt Dalio zum «Spiegel».

Für ihn ist klar, dass die nächste grosse Wirtschaftskrise bereits hinter der nächsten Ecke lauert. Denn das grosse Problem der USA sei, dass sie viel mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen. Kein Wunder, dass da die Rechnung nicht mehr aufgeht.

«Für neue Ausgaben muss der Staat also noch mehr Geld drucken und noch mehr Schulden machen, was für mehr Inflation und politischen Streit sorgt», so Dalio. Für den Hedgefonds-Manager ist deshalb klar: Die USA müssen ihre Finanzen wieder in den Griff bekommen. «Es gibt dafür nur zwei Wege. Entweder muss der Staat seine Einnahmen erhöhen, oder er muss seine Ausgaben zurückfahren.»

«Staat wirft weiter die Notenpresse an»

Sehr optimistisch ist Dalio aber nicht. Er halte es für unwahrscheinlich, dass in naher Zukunft Massnahmen ergriffen werden. «Es ist viel wahrscheinlicher, dass der Staat weiter die Notenpresse anwirft.» Denn vor Steuererhöhungen lassen die meisten Politiker lieber die Finger, zumal solche die Wähler vergraulen und laut Dalio die Konflikte im Land noch weiter verschärfen würden.

Auch in der Politik droht den USA das Chaos, glaubt der Manager. Die nächste Präsidentschaftswahl im Jahr 2024 könnte das Fass endgültig zum Überlaufen bringen. «Ich halte es für wahrscheinlich, dass weder die Demokraten noch die Republikaner eine Niederlage akzeptieren werden», so Dalio.

«Chinesen müssten dumm sein, um die Aufholjagd zu vermasseln»

Für die USA kommen diese Probleme zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn neben den wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen ist da ja noch China. Das Land ist in den letzten Jahren zum ärgsten Konkurrenten der USA um die Vormachtstellung in der Weltwirtschaft geworden.

Für Dalio ist es aber nur noch eine Frage der Zeit, bis China die USA überholen und Wirtschaftsmacht Nummer eins wird. «Die Chinesen müssten sich schon sehr dumm anstellen, um die Aufholjagd noch zu vermasseln», bringt der Finanz-Guru die Lage auf den Punkt.

USA schiessen sich selber ins Bein

Trotzdem würden sich den USA noch Mittel bieten, um China zumindest vorläufig in Schach zu halten. Eine wichtige Rolle spielen dabei Sanktionen. «Die USA könnten versuchen, Investitionen und Geschäfte in China zu unterbinden», so Dalio. Kurzfristig könnte diese Strategie funktionieren, so der Experte. Langfristig allerdings würden sich die USA damit aber selber ins Bein schiessen, ist sich Dalio sicher.

Denn China ist als Nummer zwei in der Weltwirtschaft für viele Länder mittlerweile der wichtigste Handelspartner. Nicht nur die amerikanische, sondern auch die europäische Wirtschaft sind mit der chinesischen eng verflochten.

Die Situation erinnere Dalio stark an die Jahre 1938 und 1939, als die Welt kurz vor dem Zweiten Weltkrieg stand. «Zwei Weltmächte stehen sich gegenüber und werden dabei von verschiedenen Alliierten unterstützt.» (ced)

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