Zum Auftakt des Prozesses um den 22-Millionen-Betrug beim Bordzulieferer Gate Gourmet erzählte die Angeklagte Jacobsen erstmals ausführlich, wie sie während mehr als drei Jahren Geld von ihrem Arbeitgeber abzweigte. «Ich war überrascht, wie einfach ich das Geld verschieben konnte», sagte die zweifache Mutter.
Geld, mit dem sie sich ein Leben in Saus und Braus leistete. Eine Villa in Kopenhagens Nobelviertel. Luxusautos von Ferrari und Lamborghini. Und eine schmucke Zweitwohnung am Zürichsee für monatlich mehr als 20'000 Franken. Nachdem der Skandal im Februar 2011 aufflog, beging ihr Ehemann Selbstmord. Gate-Group-Konzernchef Guy Dubois (53) musste seinen Hut nehmen.
Schnell kam die Vermutung auf, dass Dubois von den Machenschaften seiner Top-Managerin wusste. Eine interne Untersuchung entlastet ihn. Jacobsen sieht das anders. «Mein Chef wusste es längst.» 2009 habe sie ihm in einer Bar den Betrug gebeichtet. Doch anstatt seine Mitarbeiterin zu stoppen, habe er sich von ihr regelmässig Schweigegeld überweisen lassen, so Jacobsen. Einen Ferrari habe sie ihm geschenkt, seiner Tochter eine Wohnung und seiner Frau Diamanten.
Als sie im Januar 2011 ihr Treiben habe beenden wollen, habe er ihr gedroht. Wie genau, liess sie offen. Nur so viel: «Ich wurde in dieser Zeit von Männern verfolgt, die vermutlich von Guy Dubois engagiert wurden.»
Sechs Jahre Haft fordert der dänische Staatsanwalt für Jacobsen. Die Verteidigung verlangt 3½ Jahre. Sie macht geltend, dass die Mandantin geständig ist und ein Teil des veruntreuten Geldes gerettet werden konnte. Das Urteil wird für Freitag erwartet. Noch hängig ist der Fall Guy Dubois bei der Staatsanwaltschaft Zürich. Gate Group war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.