Es ist ein Coup, den es im Fussball in dieser Form bisher noch nicht gegeben hat: Laut einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» hat der Deutsche Fussball-Bund still und heimlich ein Verfahren gegen die gesamte einstige Spitze des Organisationskomitees (OK) der WM 2006 eingeleitet, darunter den einstigen OK-Chef Beckenbauer, die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach, den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt sowie den Beckenbauer-Vertrauten Fedor Radmann.
Ebenfalls im Visier des DFB: der Fussball-Weltverband Fifa und der Testamentsvollstrecker des 2009 verstorbenen früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus.
Hintergrund dieses Vorgehens ist nach Informationen von SZ, NDR und WDR die Sorge des Fussball-Bundes, etwaige Schadenersatzansprüche gegen Beckenbauer und andere WM-Organisatoren könnten verjähren.
Oftmals verfallen derartige Ansprüche nach zehn Jahren, so dass sich der DFB zum Handeln gezwungen sah und bei der Öffentlichen Rechtauskunft- und Vergleichsstelle (ÖRA) einen Antrag auf «Einleitung eines Güteverfahrens» gegen seine einzigen Spitzenleute sowie gegen die Fifa und den Testamentsvollstrecker von Louis-Dreyfus einreichte, schreibt die «Süddeutsche Zeitung».
Seit Monaten untersuchen Anwälte der Kanzlei Freshfields im Auftrag des DFB einen dubiosen Deal im Vorfeld der WM-Ausrichtung 2006: Insgesamt 6,7 Millionen Euro wurden von 2002 bis 2005 zwischen WM-OK, Louis-Dreyfus und der Fifa hin- und hergeschoben. Zudem ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung.