Ärzte warnen vor Zwang zur Katastrophenmedizin
Zahl der Intensivpatienten in Frankreich knapp unter Höchststand

Am Sonntag wurden in Frankreich 4872 Corona-Patienten auf den Intensivstationen behandelt. Auf dem Höhepunkt Mitte November waren es 4903 Patienten. Ein neuer Lockdown droht – und die Triage von Patienten.
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Menschen in Paris geniessen das Frühlingswetter draussen.
Foto: Keystone

In Frankreich hat die Zahl der Intensivpatienten fast den Höchststand der zweiten Corona-Welle im letzten Herbst erreicht. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden wurden am Sonntag 4872 Corona-Patienten auf den Intensivstationen behandelt, 81 mehr als am Vortag. Auf dem Höhepunkt der zweiten Welle Mitte November lagen auf den französischen Intensivstationen 4903 Patienten.

Im Grossraum Paris schlugen Verantwortliche des Gesundheitswesens Alarm. In den kommenden Wochen drohe eine Überfüllung der Spitäler, sagte Remi Salomon, Präsident der Ärztekommission der öffentlichen Krankenhäuser in Paris, dem Sender BFMTV.

«Keine andere Wahl als weiteren Lockdown»

Unter den Ärzten herrsche ein Gefühl der Wut. Sie befürchteten, sich in einer Situation wiederzufinden, die sie zur Katastrophenmedizin zwinge, sagte Salomon. «Wir werden keine andere Wahl haben als einen weiteren Lockdown», erklärte er. Es müssten alle Bremsen gezogen werden, auch die Schulen müssten noch vor Ostern geschlossen werden.

41 Direktoren für Notfall-Medizin warnten in einem offenen Brief in der Zeitung «Journal du Dimanche», sie bereiteten sich wegen der drohenden Überfüllung auf eine Triage vor. «Diese Triage wird alle Patienten betreffen, Covid oder Nicht-Covid.»

Unlängst hat Frankreich Lockdown-Massnahmen bereits wieder ausgeweitet. Seit vorletztem Samstag gilt der Lockdown bereits im Pariser Grossraum und Teilen Nord- und Südfrankreichs. Inzwischen sind weitere Départements betroffen. Geschäfte sind geschlossen, die Bewegungsfreiheit der Bürger wurde eingeschränkt. Insgesamt betreffen die verschärften Corona-Auflagen nun 19 Verwaltungsbezirke mit mehr als 23 Millionen Menschen. (SDA/AFP)

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